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Budgetierung bedroht HNO-Kinderchirurgie: Ärzte bereiten Proteste vor

HNO-Kinderchirurgie Symbolbild

Schlecht Schlafen, Husten bis hin zu Nasenbluten und Hörverlust. Diese sind Symptomen, mit denen sich Kinder mit vergrößerter Gaumen- und Rachenmandeln konfrontieren.

Ambulante HNO-Kinderchirurgie in Gefahr

Der Deutsche Berufsverband der HNO-Ärzt:innen und die Deutsche Gesellschaft für HNO-Kunde, Kopf- und Hals-Chirurgie haben HNO-Ärzt:innen aufgefordert, Anfang letzten Jahres landesweit keine weiteren Termine für Mandeloperationen bei Kindern zu vergeben. Die Begründung für diese Maßnahme lag in der Kürzung der Erstattungsbeträge zu Beginn des Jahres und der daraus resultierenden Unwirtschaftlichkeit der Eingriffe für die Ärzt:innen.

Als Reaktion auf die Kürzungen gab es Protest von Eltern und Ärzt:innen.

Prekäre Situation

Der Präsident des Deutschen Berufsverbandes der HNO-Ärzte, Priv.-Doz. Dr. Jan Löhler äußerte sich dazu in einer Pressemitteilung: „Die Vergütung ist mittlerweile so schlecht, dass die verantwortlichen Ärzte bei jedem Eingriff draufzahlen müssen. Gleichzeitig werden die Operateure von Anfragen für die Eingriffe überrannt“. Eine Mandelentfernung in Kombination mit einem in das Trommelfell eingeführten Schlauch kostet 107 Euro, während eine teilweise Tonsillektomie etwa 174 Euro kostet. Davon müssen Raummiete, Personal, medizinische Geräte und Hygienekosten abgedeckt werden, so Reiner Holle, stellvertretender Landesvorsitzender des Deutschen Berufsverbandes der HNO-Ärzte.

Die prekäre Situation erstreckt sich nicht allein auf den Bereich der ambulanten Operationen. Arztpraxen sind seit Langem von der Budgetierung der Vergütung betroffen. Die jüngste Maßnahme, die Streichung der sogenannten Neupatientenregelung, führte sogar zu einer Kürzung der finanziellen Mittel für die ambulante Versorgung.

„Alle Kolleginnen und Kollegen, die uns derzeit wegen des Notstands schreiben, sind zu Protestmaßnahmen bereit. Die möglichen Aktionen reichen von Informationskampagnen, gemeinsam mit den Eltern der Patienten, bis zur temporären oder gänzlichen Einstellung der operativen Tätigkeit“, erklärte Löhler in einer Pressemitteilung Anfang Januar 2023. Damit wolle man das Ausmaß des Problems deutlich machen und die Entscheidung aufheben

Das geht nicht!“-Scharfe Kritik seitens des Kassenverbands und grüne Gesundheitspolitikerin

Operationen zur Verfügung gestellt. Es wird im Moment noch über Hygiene-Zuschläge verhandelt, die auch nochmal einen Millionenbetrag bedeuten werden. Insofern ist unterm Strich definitiv in diesem Jahr mehr Geld für ambulantes Operieren zur Verfügung als im letzten Jahr“, so Simon Kolpeke, Sprecher des Verbands der Ersatzkassen in Niedersachsen.

Die Kassen beklagen, dass die Kinder unter den Auswirkungen dieser Situation zu leiden haben und betonen, dass es seit diesem Jahr mehr Geld für andere ambulante Eingriffe, wie eine Nasenscheidewand, gebe. Jedoch halten die HNO-Ärzte dieses für realitätsfern, da die am meisten durchgeführten Eingriffe in Deutschland weiterhin unterfinanziert bleiben.

Auch Dr. Kirsten Kappert-Gonther, Bremer Bundestagsabgeordnete und amtierende Vorsitzende des Gesundheitsausschusses, hat wenig Verständnis für die Ärzte. Sie gab zu, dass die Inflation einen Einfluss auf die Höhe der OP-Kosten hatte und sich dies in den neuesten Zahlen bisher nicht widerspiegelt. Jedoch handele es sich im Grunde um eine Mischkalkulation, die dann die Honorare ausmachen.

Petition soll mobilisieren

Der HNO-Verband will auf den Missstand aufmerksam machen und die Öffentlichkeit für sich gewinnen. Dafür hat der Verband eine Petition gestartet, wo man die Wichtigkeit der Aktion betont und an die Gesellschaft appelliert, mitzuhelfen, um „die Verantwortlichen bei Politik und Krankenkassen wachzurütteln“.

Die Petition wurde von Jan Löhler am 27. Januar gestartet und hat inzwischen (Stand 05.02.2024) 75.219 Unterschriften.

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