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GDL-Streik: Gericht entscheidet gegen Bahn

GDL Symbolbild

Die andauernden Auseinandersetzungen zwischen der GDL und der Deutschen Bahn verdeutlichen die zermürbende Herausforderung, den Zugverkehr stabil zu halten. Hinter den Forderungen nach Arbeitszeitverkürzung und Lohnerhöhung für die Lokführer stecken tiefergehende Diskussionen über das Management der Bahn und die Kundenzufriedenheit. Während sich die Bahn in einer internen Krise befindet, bleibt die Frage nach dem Sinn einer Umstrukturierung mit fragwürdigen Bonussystemen bestehen.

Bahn scheitert vor Gericht gegen GDL

Die Bahn ist bisher wieder einmal mit einer Klage gegen die GDL gescheitert. Manchmal könnte man sich in den Film „Und täglich grüßt das Murmeltier“ versetzt fühlen. Eigentlich ist das Recht auf Streik klar und die Lokführer können damit das Land lahmlegen, weil die Bahn eben gerne klagt. Natürlich könnte der mehr oder weniger private Staatskonzern sicherlich auch anders verhandeln.

Arbeitskampf und fehlende Kompromisse

Es geht um mehr Geld, aber vor allem um die Reduzierung der Wochenarbeitszeit. Die GDL scheint dabei eine der mächtigsten Gewerkschaften zu sein oder zumindest die nervigste. Bei vergangenen Streiks mussten etwa 80 Prozent des Fernverkehrsangebotes gestrichen werden, wahrscheinlich läuft es auch dieses Mal ähnlich. In einigen Bundesländern konnte kein Zug mehr fahren. 

Man mag von der Gewerkschaft und ihrem Anführer Claus Weselsky halten, was man möchte, doch der Protest war in der Vergangenheit immer erfolgreich. Die GDL setzte Förderung durch, oft zum Missmut der Pendler. In diesem Text könnte man die GDL hinterfragen, doch letztlich agiert diese eben als Gewerkschaft. Sie nahm ihre Aufgaben eben ernst. Würde die Deutsche Bahn sich so sehr für Ausbau und Ausbildung bemühen, wie die GDL sich für mehr Freizeit und Lohn einsetzt, so wäre Bahnfahren im Jahr 2024 sicherlich eine viel entspanntere Fortbewegungsmethode.

Die Bahn steckt in einer tiefen Krise, was jedoch nichts mit den Gewerkschaften zu tun hat, sondern mit Missmanagement und einer Selbstbedienungsmentalität. Das Angebot wird schlechter, die Züge unpünktlicher und am Ende gibt es dennoch Boni für die Verantwortlichen. Zumindest war es bisher immer so. „Kundenzufriedenheit“ und „Pünktlichkeit“ galten als interne Ziele, doch ihr Erreichen war für Boni nicht notwendig.

Boni und Ziele: Diskrepanzen bei der Bahn

Eigentlich sollte dies für das diesjährige Jahr geändert werden, die Regierung wollte einen neuen Rahmen schaffen, doch wahrscheinlich wird es auch weiterhin Boni geben. Ein internes Dokument legt dies zumindest nahe. Die oben genannten Ziele werden zukünftig sogar eine noch kleinere Rolle spielen.

Dokumente des Aufsichtsrats, welche seit mindestens 2021 existent sind und mehrmals überarbeitet wurden, zeigen nicht gerade ein gutes Verständnis der Kundschaft. Kundenzufriedenheit und Pünktlichkeit dürften für jedes Unternehmen wichtig sein, doch für die Bahn seien dies nur kurzfristige Ziele.

In der Wirtschaft ist es üblich, Teile der Boni variable zu gestalten, je nach Anzahl der erfüllten Ziele. Bei den langfristigen Zielen tauchen jedoch die beiden Kernforderungen der Kundschaft nicht auf. Die Deutsche Bahn sei pünktlich, so heißt es heute noch oft im Ausland, nur in Deutschland würde dies höchstens als sarkastischer Witz durchgehen. 

Erstmals werden die Gehälter in der nahen Zukunft sinken. Waren beim alten Modell noch 200 Prozent als Bonus möglich, sollen es beim neuen Modell maximal 150 Prozent sein. Für neue Mitglieder des Vorstandes soll das Gehalt allerdings um gut 250.000 € auf 1,4 Mio. Euro Jahresbezug steigen. Das Grundgehalt soll von bislang 36 Prozent auf 50 Prozent angehoben werden.

Die Entwicklung der Gehälter soll zukünftig offenbar wie in der Privatwirtschaft festgelegt werden, was jedoch sicherlich wieder weniger Gemeinwohl im Sinne haben dürfte. Im Protokoll des Aufsichtsrats hieß es dazu: Die Vergütungshöhe solle „mindestens alle drei Jahre“ überprüft werden und sei „auf Grundlage eines Vergleichsgutachtens bei Bedarf (…) anzupassen.“ Der Beschluss basiert dabei auf einem Vorschlag einer Unternehmensberatung. Einfluss auf die Löhne der Bahnchefs soll demnach die allgemeine Preissteigerung haben, aber auch die Entwicklung der Löhne im Konzern und nach dem wirtschaftlichen Stand der Bahn.

Es gibt sogar Überlegungen, das System der Boni auf 70 Konzernführungskräfte auszuweiten und nicht nur den Vorstand davon profitieren zu lassen. Man könnte sich natürlich auch fragen, warum man nicht die Belegschaft allgemein am Erfolg teilhaben zu lassen? Eine zusätzliche Motivation wäre es sicherlich. 

Weiter ausgedehnt soll das System wohl auf etwa 1.100 obere Führungskräfte und circa 2.400 leitende Mitarbeiter. Insgesamt würden also mindestens 3.500 Bahn-Manager einen neuen Anspruch auf Bonuszahlungen erhalten. Nach den Plänen gibt es zwar einen Dämpfer bei den Summen, aber durch die langfristigen Ziele dürfte ein gutes Gehalt mit Boni dennoch fast garantiert sein. Selbst bei einer Verfehlung der kurzfristigen Ziele bleiben immer noch mindestens 50 Prozent der Summe erhalten.

GDL vs. DB: Gewerkschaftlicher Einsatz und Unternehmensführung

Was uns nun wieder zur aktuellen Lage führt: Die Bahn versucht den Streik vor Gericht weiterhin zu kippen, doch die Erfolgsaussichten sind nicht gerade rosig für die Pendler. Manchmal dürften sich gerade die Dauerfahrgäste der Bahn so eine entschlossene Führung im Vorstand der DB wünschen und nicht bei der GDL. Claus Weselsky will jedoch lieber Chef der wohl bekanntesten Gewerkschaft bleiben, so hat er es in Interviews gerne kundgetan. Ein Posten im Aufsichtsrat dürfte für ihn eher Verrat an den eigenen Leuten sein. 

Sicherlich ist ein solcher Streik nervig und für Personen, welche auf die Bahn angewiesen sind, eine mittlere Katastrophe. Am Ende würden wir uns jedoch fast alle eine solche Gewerkschaft wünschen, welche so hart und erfolgreich in die Verhandlungen geht. Die Bahnvorstände hingegen müssen bei der bloßen Erwähnung seines Namens wohl einen Schweißausbruch erleiden. Am Ende steht die GDL für eine gute gewerkschaftliche Vertretung und zeigt, was man in Deutschland als eben solche erreichen kann. Vielleicht sollten wir uns alle ein Stück von Claus Weselsky und der GDL abschneiden und zu unseren Forderungen stehen. 

Die Bahn jedoch ist unpünktlich und dürfte dies auch ohne GDL sein, was an Jahrzehnten Misswirtschaft und Finanzoptimierungen liegt. Mehr Gemeinwohl klingt auf dem Papier gut, doch die Praxis spricht dabei nicht gerade für die DB. Für Bahnreisende und Pendler bleibt Frust und für den Steuerzahler die Frage nach der Sinnhaftigkeit der Umstrukturierung, wenn diese doch in einem Bonussystem endet. 

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