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Krankenstand auf Rekordniveau: Fehlzeiten-Report der AOK zeigt alarmierende Zahlen

Das Bild zeigt ein Glas Wasser und eine Blisterpackung mit einer fehlenden Tablette auf einer hellen Oberfläche. Daneben findet sich ein Fieberthermometer und ein benutztes Tuch. Im Hintergrund ist eine unscharfe Figur zu sehen, deren Gesicht nicht erkennbar ist. SYMBOLBILD AOK-Fehlzeiten-Report 2023 zeigt Rekordniveau beim Krankenstand

Das Bild zeigt ein Glas Wasser und eine Blisterpackung mit einer fehlenden Tablette auf einer hellen Oberfläche. SYMBOLBILD

Bereits vor der bevorstehenden Krankheitswelle im Herbst und Winter befinden sich die Krankschreibungen auf einem Rekordhoch. Laut der AOK kann die Situation, die von Bundesfinanzminister Lindner kritisiert wurde, jedoch nicht allein auf die telefonische Krankmeldung zurückgeführt werden. Der AOK-Fehlzeiten-Report 2024 weist auf eine besorgniserregende Entwicklung hin: Der Krankenstand in Deutschland hat einen historischen Höchststand erreicht, was primär auf Atemwegserkrankungen, psychische Belastungen und Muskel- und Skeletterkrankungen zurückzuführen ist.

Für das Jahr 2024 zeichnet sich bereits ein weiterer Anstieg der Krankheitsfälle ab. Zwischen Januar und August 2024 wurden bereits 225 Fälle von Arbeitsunfähigkeit je 100 AOK-versicherte Erwerbstätige registriert – und das noch vor Beginn der Erkältungssaison. Dies lässt darauf schließen, dass auch 2024 erneut einen Höchststand bei den Fehlzeiten erreichen könnte.
Atemwegserkrankungen bleiben auch weiterhin der Haupttreiber dieser Entwicklung, möglicherweise verstärkt durch eine erhöhte Empfänglichkeit für Infektionen und neue Viren. Zudem könnte die Einführung der elektronischen Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (eAU) zu einer genaueren Erfassung der Krankheitsfälle beigetragen haben.

Steigende Krankheitsfälle und längere Fehlzeiten

Die aktuelle Analyse basiert auf Daten von 15,1 Millionen erwerbstätigen AOK-Versicherten und zeigt, dass Fehlzeiten vorwiegend durch sechs Krankheitsgruppen dominiert werden. Atemwegserkrankungen (17,5 Prozent) und Muskel- und Skelett-Erkrankungen (17,4 Prozent) sind die häufigsten Ursachen für Arbeitsunfähigkeiten (AU), gefolgt von psychischen Erkrankungen (10,3 Prozent), Verletzungen (8,1 Prozent), Kreislauferkrankungen (4 Prozent) und Verdauungsproblemen (3,3 Prozent).

Interessant ist der deutliche Unterschied in der Dauer der Arbeitsausfälle: Während ein Krankheitsfall aufgrund psychischer Belastungen im Durchschnitt 29,6 Tage dauert, führen Atemwegserkrankungen nur zu einem vergleichsweise kurzen Ausfall von 7,1 Tagen. Die wachsende Zahl psychischer Erkrankungen ist dabei besonders alarmierend, da sie längere Fehlzeiten nach sich zieht und die Belastung für das Gesundheitssystem erhöht.

Auswirkungen der Coronapandemie

Ein wesentlicher Faktor für den Anstieg des Krankenstands ist die Coronapandemie. So lag die Zahl der Krankheitsfälle im Jahr 2022 bei durchschnittlich 216,6 AU-Fällen pro 100 Mitglieder – ein Anstieg von über 30 Prozent im Vergleich zu den Vorjahren. Besonders Atemwegserkrankungen verdoppelten sich auf 86,5 Fälle pro 100 Mitglieder. Diese Entwicklung zeigt, dass die gesundheitlichen Nachwirkungen der Pandemie weiterhin spürbar sind.

AOK: Telefonische Krankmeldung nicht für hohen Krankenstand verantwortlich

Die AOK widerspricht Bundesfinanzminister Christian Lindner, der wegen eines möglichen Missbrauchs der telefonischen Krankschreibung, angesichts der derzeit hohen Krankenstände, deren Abschaffung gefordert hat. Bei der Vorstellung des aktuellen Fehlzeiten-Reports betonte AOK-Vorstandsvorsitzende Carola Reimann: „Diese gefühlte Wahrheit können wir nicht bestätigen.

Reimann verwies darauf, dass es zahlreiche Faktoren gibt, die den hohen Krankenstand in den vergangenen Monaten und Jahren beeinflusst haben. Zudem zeigen Auswertungen aus der Coronapandemie, dass die telefonische Krankschreibung verantwortungsvoll genutzt wurde. Sie könnte sogar dazu beitragen, Arztpraxen in Zeiten von Infektionswellen zu entlasten und den Kontakt zu erkrankten Personen zu minimieren.

Mentale Gesundheit und betriebliche Zukunftsfähigkeit

Der Fehlzeiten-Report hebt auch die Bedeutung der psychischen Gesundheit und der betrieblichen Zukunftsfähigkeit hervor. Unternehmen, die von ihren Mitarbeitenden als zukunftsfähig eingeschätzt werden, weisen tendenziell niedrigere Fehlzeiten auf. In Unternehmen mit einem positiven Zukunftsbild fehlen Mitarbeitende durchschnittlich 11,6 Tage pro Jahr. In Betrieben mit negativer Zukunftsperspektive steigt diese Zahl auf 16,2 Tage.

Mit Blick auf die anhaltenden Herausforderungen durch den Klimawandel, die Pandemie und geopolitische Krisen ist es für Unternehmen wichtiger denn je, in die Gesundheit ihrer Mitarbeitenden zu investieren. Der Fehlzeiten-Report 2024 empfiehlt eine verstärkte betriebliche Gesundheitsförderung, um den wachsenden Belastungen entgegenzuwirken. Eine nachhaltige Gesundheitsstrategie im Betrieb kann dabei helfen, krankheitsbedingte Fehlzeiten zu reduzieren und die Leistungsfähigkeit der Mitarbeitenden zu erhalten.

Der Bericht stellt zudem fest, dass eine stärkere emotionale Bindung an den Arbeitgeber zu selteneren Krankheitsfällen führt. Beschäftigte, die sich stärker mit ihrem Unternehmen identifizieren, sind weniger krankgeschrieben und arbeiten auch seltener krank. Fast 92 Prozent der Befragten gaben an, dass ihr Arbeitgeber Gesundheitsförderungsangebote bereitstellt – eine wichtige Maßnahme, um die langfristige Gesundheit der Belegschaft zu sichern.

Fazit

Der AOK-Fehlzeiten-Report 2024 zeigt eine deutliche Zunahme der krankheitsbedingten Fehlzeiten und macht auf die Notwendigkeit einer verstärkten betrieblichen Gesundheitsförderung aufmerksam. Unternehmen sind gefordert, nicht nur auf die körperliche, sondern auch auf die psychische Gesundheit ihrer Beschäftigten zu achten. Angesichts der sich abzeichnenden Krankheitswelle im Herbst und Winter ist es unerlässlich, präventive Maßnahmen zu ergreifen, um den Anstieg der Fehlzeiten zu bremsen und die Gesundheit der Mitarbeitenden langfristig zu sichern.

Kurz & Bündig

Welche Krankheitsgruppen verursachen die meisten Fehlzeiten?

Atemwegserkrankungen, Muskel- und Skeletterkrankungen sowie psychische Erkrankungen sind die häufigsten Ursachen für Arbeitsunfähigkeit.

Wie lange dauern Ausfälle bei psychischen Erkrankungen im Durchschnitt?

Psychische Erkrankungen führen bei AOK-Versicherten im Durchschnitt zu Fehlzeiten von 29,6 Tagen.

Wie beeinflusst die Coronapandemie den Krankenstand?

Die Pandemie hat insbesondere die Zahl der Atemwegserkrankungen erhöht, was zu einem signifikanten Anstieg der Krankheitsfälle geführt hat.

Was können Unternehmen gegen hohe Fehlzeiten tun?

Betriebliche Gesundheitsförderung, ergonomische Arbeitsplätze und psychische Unterstützung können helfen, Fehlzeiten zu reduzieren.

Wird der Krankenstand im Jahr 2024 weiter steigen?

Voraussichtlich ja, basierend auf den bisherigen Zahlen wird für 2024 ein weiterer Anstieg der Krankheitsfälle erwartet.

Quellen:
Eigene Recherchen – ONS
AOK
Fehlzeiten-Report 2024
Fehlzeiten-Report der AOK | AOK-Arbeitgeberservice

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