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Streiks bei ARD und ZDF: Programmstörungen und Verhandlungen im Tarifstreit

Das Bild zeigt das Hauptstadtstudio der ARD, eine Gemeinschaftseinrichtung der deutschen öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten. Das Gebäude hat eine moderne Architektur mit mehreren Stockwerken und großen Fenstern. Es befindet sich neben einem Gewässer mit einer Betonböschung. Im Vordergrund ist eine Wand mit Graffiti zu sehen. Der Himmel ist teilweise bewölkt. SYMBOLBILD Streiks bei ARD und ZDF führen zu Programmstörungen und Tarifverhandlungen.

Das Bild zeigt das Hauptstadtstudio der ARD. SYMBOLBILD

Ab heute haben die Gewerkschaften ver.di, DJV und VRFF ihre Streiks bei den öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten der ARD und dem ZDF intensiviert. Dies könnte bundesweit zu spürbaren Einschränkungen im Programm führen, darunter Ausfälle von Nachrichten und regionalen Inhalten. Der Arbeitskampf, der sich bereits seit Monaten hinzieht, hat seinen Ursprung in den festgefahrenen Tarifverhandlungen, die bislang keine Einigung gebracht haben. Bisher fiel schon öfter das gemeinsame Morgenmagazin von ARD und ZDF dem Arbeitskampf zum Opfer, doch es droht eine Ausweitung.

Tarifverhandlungen in der Sackgasse: Was bisher geschah

Seit Januar 2024 ringen die Gewerkschaften und die Arbeitgeber der großen öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten NDR, WDR, SWR und BR um eine Einigung in den Tarifgesprächen. Doch die Verhandlungen stocken weiterhin. Die Gewerkschaften fordern eine Erhöhung der Löhne und Honorare um 10,5 Prozent, mindestens jedoch 500 Euro mehr Gehalt pro Monat sowie eine Anhebung der Ausbildungsvergütung um 250 Euro. Diese Forderungen gelten sowohl für fest angestellte als auch freie Mitarbeiter der Sender.

In den vergangenen Monaten kam es wiederholt zu Warnstreiks, die teilweise zu erheblichen Programmänderungen führten. Besonders die Berichterstattung im Hörfunk und Fernsehen, auch im Ersten, war betroffen. Ein aktueller Streik beim NDR führte bereits heute Morgen zu Ausfällen in der Nachrichtenübertragung auf mehreren Sendern. Auch der SWR und der BR erwarten in den nächsten Tagen weitere Ausfälle, während beim WDR Einschränkungen primär im Hörfunkprogramm auftraten.

Einigung in weiter Ferne: Die Forderungen der Gewerkschaften

Die Gewerkschaften kritisieren die bisherigen Angebote der Rundfunkanstalten als unzureichend. Beim SWR wurde beispielsweise zuletzt ein Angebot unterbreitet, das eine Erhöhung der Löhne um 7,3 Prozent in zwei Stufen sowie Einmalzahlungen von bis zu 6.400 Euro für die unteren Gehaltsgruppen vorsieht. Doch die Verhandlungen brachten bisher keinen Durchbruch. Ver.di forderte den SWR daher am gestrigen Tag zur Einleitung einer Schlichtung auf. Eine neutrale Vermittlungsperson soll eine Einigung ermöglichen, nachdem neun Verhandlungsrunden erfolglos geblieben sind. Der NDR jedoch lehnte diesen Vorschlag ab und zeigte sich weiterhin zuversichtlich, eine Lösung am Verhandlungstisch zu erreichen.

Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) hat unterdessen seine Mitglieder aufgerufen, sich „so zahlreich und kämpferisch wie möglich an den Warnstreiks“ zu beteiligen. Bundesvorsitzender Mika Beuster kritisiert die Arbeitgeberseite scharf: „Bei einigen Sendern ziehen sich die Tarifverhandlungen seit Monaten hin, ohne dass sich viel bewegt.“ Beuster verweist auf den Reallohnverlust, den viele Journalistinnen und Journalisten bereits in den vergangenen Jahren hinnehmen mussten, und fordert eine angemessene Anpassung der Löhne. „Das ist unangemessen gegenüber den Beschäftigten“, so Beuster weiter.

VRFF: „Reallohnverluste gefährden die Zukunft der Sender“

Neben ver.di und DJV ist auch die VRFF, die Mediengewerkschaft, ein zentraler Akteur im aktuellen Arbeitskampf. Die VRFF fordert von den Rundfunkanstalten, die Tarifverhandlungen endlich abzuschließen und verweist dabei auf den öffentlichen Dienst als Vergleich. „Im öffentlichen Dienst, den die Arbeitsgeber im ÖRR stets als Messlatte für tarifliche Erhöhungen in den Medienhäusern genommen haben, wurde im vergangenen Jahr ein Tarifvolumen von rund 11 Prozent abgeschlossen. Wenn der öffentliche Dienst stets die Referenz ist, dann muss er es auch jetzt sein“, erklärte Christian Gesch, Vorsitzender der VRFF-Bundestarifkommission.

Laut VRFF haben die Beschäftigten bei ARD und ZDF in den vergangenen Jahren wiederholt Reallohnverluste erlitten, da die tariflichen Steigerungen weit unter der Inflationsrate lagen. Dies habe dazu geführt, dass es immer schwerer werde, qualifizierte Fachkräfte für die Sender zu gewinnen, da diese zunehmend von der Konkurrenz abgeworben würden.

Streiks weiten sich aus: Programmänderungen bei NDR, WDR und ZDF

Die aktuellen Streiks betreffen nicht nur den NDR, sondern auch zahlreiche weitere öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalten in ganz Deutschland. Beim WDR gab es heute Morgen unter anderem Ausfälle in den regionalisierten Nachrichten von WDR 2 und WDR 4 sowie im Programm von 1LIVE und COSMO. Der NDR berichtete bereits in den frühen Morgenstunden von einem Ausfall der Nachrichten bei NDR Info und NDR Schlager.

Auch der ZDF-Beitragsservice ist betroffen. Dort kam es seit 6:00 Uhr zu massiven Ausfällen in der Sachbearbeitung. Der NDR-Standort in Hamburg Billwerder-Moorfleet ist seit 2 Uhr in der Nacht nicht mehr besetzt, was auch Auswirkungen auf die Verbreitung von Deutschlandfunk und Radio Hamburg haben könnte.

Während die Rundfunkanstalten versuchen, die Auswirkungen der Streiks auf das Programm so gering wie möglich zu halten, bleibt abzuwarten, wie sich die Lage in den kommenden Tagen entwickelt. Die Gewerkschaften haben bereits angekündigt, ihre Maßnahmen weiter zu intensivieren, sollte es keine Bewegung auf der Arbeitgeberseite geben.

Ein langwieriger Konflikt ohne Ende?

Zumindest zeigen beide Seiten, wenn auch nur öffentlich, Kompromissbereitschaft. Eine Einigung scheint jedoch in weiter Ferne, gerade auf der Seite der Rundfunkanstalten. Die öffentlich-rechtlichen Sender verweisen auf ihre begrenzten finanziellen Spielräume. Beim WDR hieß es dazu: „Mit dem Angebot einer Gehaltserhöhung von insgesamt mehr als sieben Prozent für drei Jahre geht er an die Grenzen des finanziell Machbaren“ Die Gewerkschaften hingegen bestehen darauf, dass ihre Forderungen gerechtfertigt seien, insbesondere angesichts der anhaltenden Preissteigerungen und des sinkenden Reallohns.

Sollte es in den kommenden Tagen zu keiner Lösung kommen, drohen im Herbst noch umfangreichere Streikmaßnahmen. Für die Zuschauer und Hörer der öffentlich-rechtlichen Programme bedeutet dies weiterhin Ungewissheit und möglicherweise eingeschränkte Informationsversorgung.

Fazit: Ein Arbeitskampf mit weitreichenden Folgen

Der aktuelle Tarifkonflikt im öffentlich-rechtlichen Rundfunk könnte noch länger andauern, wenn keine Schlichtung oder Verhandlungslösung gefunden wird. Während die Gewerkschaften ihre Mitglieder zu verstärktem Einsatz aufrufen und die Sender mit eingeschränkten Programmen kämpfen, stehen grundlegende Fragen zur Zukunft und Finanzierung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks im Raum. Klar ist: Beide Seiten werden Zugeständnisse machen müssen, um die Balance zwischen fairen Löhnen und finanzieller Stabilität der Sender zu wahren. Bis dahin bleiben die Auswirkungen auf die Programme spürbar – sowohl für die Beschäftigten als auch für die Zuschauer und Hörer.

Kurz & Bündig

Was sind die Hauptforderungen der Gewerkschaften bei den Streiks bei ARD und ZDF?

Die Gewerkschaften fordern eine Lohnerhöhung um 10,5 Prozent, mindestens jedoch 500 Euro pro Monat, sowie eine Erhöhung der Ausbildungsvergütungen.

Wie lange könnten die Streiks bei ARD und ZDF andauern?

Es gibt derzeit keine feste zeitliche Begrenzung für die Streiks. Sie werden fortgesetzt, bis eine Einigung in den Tarifverhandlungen erzielt wird.

Welche Programme sind von den Streiks bei ARD und ZDF betroffen?

Betroffen sind vorwiegend Nachrichtensendungen und regionale Inhalte, aber auch das gemeinsame Morgenmagazin von ARD und ZDF könnte ausfallen.

Warum gibt es Tarifverhandlungen bei ARD und ZDF?

Die Tarifverhandlungen drehen sich um Lohnerhöhungen und bessere Arbeitsbedingungen für die Mitarbeiter der öffentlich-rechtlichen Sender, sowohl für Festangestellte als auch für freie Mitarbeiter.

Welche Rolle spielen die Gewerkschaften ver.di, DJV und VRFF bei den Streiks?

Die drei Gewerkschaften vertreten die Interessen der Beschäftigten und rufen zu den Streiks auf, um ihren Forderungen nach besseren Löhnen Nachdruck zu verleihen.

Wie reagieren ARD und ZDF auf die Streiks?

Die Sender versuchen, die Auswirkungen auf das Programm so gering wie möglich zu halten, stoßen dabei jedoch an ihre Grenzen, da ganze Redaktionen bestreikt werden.

Quellen:
Eigene Recherchen
Bundesweit Streiks der VRFF bei ARD, ZDF und Beitragsservice – Tarifverhandlungen kurz vor Scheitern – VRFF
Tarifverhandlungen VRFF/SWR gescheitert – VRFF
Blockadehaltung aufgeben (djv.de)
ONS

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