Das Bild zeigt eine belebte Flughafenhalle mit einem großen Anzeigebildschirm, auf dem Abflüge zu verschiedenen Zielen wie Calgary, Montreal, Los Angeles, Houston, London, Tel Aviv, und Berlin angezeigt werden. Unter dem Bildschirm befinden sich gelbe Check-in-Automaten, und mehrere Personen sind in Bewegung, einige mit Gepäck. Die Decke hat ein modernes, geometrisches Design und der Bereich ist hell beleuchtet. Symbolbild Luftfahrt-Friedhof Deutschland Fliegen bald Luxus

Flugreisende in Deutschland müssen künftig tiefer in die Tasche greifen. Laut Jens Bischof, Präsident des Bundesverbands der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL), werden die Ticketpreise für An- und Abflüge in Deutschland erheblich steigen. Die Luftfahrtbranche sieht sich mit steigenden Kosten konfrontiert, die an die Passagiere weitergegeben werden müssen. Laut Ryanair-Chef Michael O’Leary ist Deutschland ein „Luftfahrt-Friedhof“.

Gebührenerhöhungen belasten Airlines und Passagiere

Bereits seit Mai zahlen Fluggäste eine erhöhte Luftverkehrssteuer, die laut Bischof zwar schon eingepreist sei, jedoch kommen ab Januar 2025 neue Belastungen hinzu. Die Obergrenze für Gebühren bei Sicherheitskontrollen an Flughäfen wird von bislang 10 Euro auf 15 Euro pro Passagier angehoben. Ferner wird erwartet, dass die Kosten für die Flugsicherung deutlich steigen.

„Die Airlines selbst können die Belastungen nur an die Kunden weitergeben. Schon jetzt sind die Margen gering. Im Durchschnitt verdient eine Airline nur noch fünf bis zehn Euro pro Fluggast“, erklärte Bischof in einem Interview mit den Zeitungen der Funke Mediengruppe.

Forderung nach politischem Handeln

Angesichts der Belastungen fordert der BDL eine deutliche Entlastung der Branche. Bischof plädiert für die Abschaffung der Luftverkehrssteuer und spricht sich gegen nationale Alleingänge, wie bei der E-Kerosin-Quote, aus. Auch die Gebührenerhöhungen bei den Sicherheitskontrollen müssten zurückgenommen werden. „Wir sind mit der Politik über kostendämpfende Effekte im Gespräch“, so Bischof. Er sieht die kommende Bundesregierung in der Pflicht, Maßnahmen zu ergreifen, um den Standort Deutschland für die Luftfahrt wieder attraktiver zu machen.

Ryanair-Chef: Deutschland ist ein „Luftfahrt-Friedhof“

Ryanair-Chef Michael O’Leary äußerte sich erneut kritisch über die hohen Standortkosten in Deutschland. Im Interview mit der Welt am Sonntag (teils auch bei Welt.de) sagte er, die Gebühren und Steuern hätten Deutschland zu einem „Luftfahrt-Friedhof“ gemacht. Ryanair werde daher weitere Flugzeuge aus Deutschland abziehen und sie in andere Märkte verlagern.1

„Was wir brauchen, ist eine neue Regierung, die sich dem Wachstum verschreibt. Euer arroganter deutscher Weg ist f**ing over!“, sagte O’Leary.

O’Leary fordert eine neue Regierungspolitik, die Wachstum fördert, und kündigte an, erst zurückzukehren, wenn die Gebühren deutlich gesenkt würden. „In zwei, drei Jahren, wenn die Regierung und die Regionalflughäfen ihre lächerlich hohen Steuern und Gebühren gesenkt haben, werden wir zurück nach Deutschland stürmen.“

Lufthansa warnt vor dramatischer Lage

Kritik an den hohen Kosten kommt jedoch nicht nur von Ryanair. Auch die Lufthansa wies in einem Brandbrief an Bundeskanzler Olaf Scholz und EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen auf die schwierige Situation der Luftfahrt hin. Sie forderte politische Unterstützung, um den europäischen Luftverkehr zu stabilisieren.

Die Stimmen aus der Branche verdeutlichen, dass Deutschland mit einem Standortnachteil im internationalen Wettbewerb kämpft. Ob und in welchem Umfang die neue Bundesregierung auf die Forderungen reagiert, bleibt abzuwarten. Klar ist jedoch, dass die Passagiere die Hauptlast der steigenden Kosten tragen werden.

Alternativen stärken, Flugverbindungen überdenken

Die derzeitige Lage bietet jedoch auch Chancen, das Mobilitätsverhalten in Deutschland nachhaltiger zu gestalten. Politische Initiativen könnten den Ausbau der Schieneninfrastruktur weiter vorantreiben, um die Bahn als zuverlässige Alternative zu Flugreisen zu etablieren. Zudem könnten Subventionen für nachhaltige Mobilität sowie Anreize für Unternehmen, Dienstreisen auf umweltfreundlichere Verkehrsmittel zu verlagern, die Abhängigkeit von Kurzstreckenflügen verringern.

Die aktuelle Debatte um steigende Flugpreise zeigt die Notwendigkeit, Alternativen zum Flugverkehr zu stärken und langfristig nachhaltige Mobilitätskonzepte zu entwickeln. Insbesondere im Inland und auf kurzen europäischen Strecken könnten klimafreundlichere Optionen nicht nur ökologische, sondern auch wirtschaftliche Vorteile bieten. Während Flugreisen für lange Strecken weiterhin eine Rolle spielen werden, bieten Alternativen wie der Bahnverkehr enorme Potenziale, Kurzstreckenflüge weitgehend zu ersetzen. Um diese Chancen zu nutzen, sind jedoch massive Investitionen in Infrastruktur, attraktive Preisgestaltungen und innovative Mobilitätskonzepte nötig.

Die Kombination aus nachhaltigem Verkehr und politischer Unterstützung könnte nicht nur die Klimaziele voranbringen, sondern auch den Standort Deutschland stärken – und Passagieren trotz steigender Kosten neue, umweltfreundliche Reisemöglichkeiten eröffnen. Im Rahmen der Streichung der Steuervorteile für die Luftfahrtbranche würde der Wettbewerb zwischen Bahn- und Flugverkehr ermöglicht. Es ist ohnehin fraglich, warum man den Luftverkehrssektor so hoch subventioniert. Im Jahr 2016 erhielt der Bereich 11,8 Milliarden Euro.2 Mit der Einführung der Luftverkehrssteuer im Jahr 2011 und der Erhöhung 2020 wurde ein wichtiger Grundstein für den Abbau der Subventionen gelegt und der Wettbewerb zwischen den Verkehrsmitteln gestärkt.

Luftverkehrsteuer ist 2,33 Mrd. Euro begrenzt

Zudem vergessen die Luftfahrtreisen gerne, dass es in Deutschland immer noch keine Kerosinsteuer für den Transport von Fluggästen gibt. Die Luftverkehrsteuer ist eine verbrauchsorientierte Energiesteuer und nicht mit einer Kerosinsteuer vergleichbar. Ziel ist es, einen Anreiz zum energiesparenden Einsatz von Kerosin zu schaffen. Interessanterweise ist die Luftverkehrsteuer begrenzt auf einen Beitrag von 2,33 Mrd. Euro. Sollte dieser Sockel erreicht werden, so reduzieren sich die Steuersätze.3

Bereits im August warnte die Luftfahrtbranche vor Flugstreichungen durch hohe Kosten.

Kurz & Bündig

Warum steigen die Flugpreise in Deutschland?

Steigende Betriebskosten, höhere Gebühren bei Sicherheitskontrollen und die Luftverkehrssteuer treiben die Preise in die Höhe. Airlines geben diese Kosten an die Passagiere weiter.

Welche neuen Gebühren kommen ab 2025?

Die Gebühren für Sicherheitskontrollen werden ab Januar von 10 € auf 15 € pro Passagier angehoben. Außerdem steigen die Kosten für die Flugsicherung.

Wie reagiert die Luftfahrtbranche auf die Kosten?

Die Branche fordert die Abschaffung der Luftverkehrssteuer, niedrigere Gebühren und internationale Kooperationen, um wettbewerbsfähig zu bleiben.

Was sind Alternativen zu Flugreisen?

Der Ausbau der Bahn als umweltfreundliche Alternative könnte besonders Kurzstreckenflüge ersetzen. Subventionen für nachhaltige Mobilität könnten die Abhängigkeit vom Flugverkehr verringern.

Wie können Passagiere Kosten sparen?

Rechtzeitige Buchungen und die Nutzung alternativer Verkehrsmittel wie Bahnreisen können helfen, Kosten zu minimieren.

Welche Rolle spielt die Politik bei steigenden Flugpreisen?

Die Politik steht unter Druck, Maßnahmen zu ergreifen, um die Wettbewerbsfähigkeit der Luftfahrt zu sichern und nachhaltige Mobilität zu fördern, allerdings auch dem Klimaschutz gerecht zu werden. In dem Spannungsfeld dazwischen wird es kaum möglich sein, die Kosten für die eher unnötigen Kurzstreckenflüge zu senken. Alternative Reisemöglichkeiten bieten hier meist eine bessere Alternative.

Quellen:
Eigene Recherchen
(€) Fliegen wird teurer: Luftfahrt-Chef sagt, was jetzt in Deutschland droht

  1. Ryanair: Fluglinie spricht nach gescheitertem Gespräch mit Kanzleramt von deutscher „Arroganz“ – WELT[]
  2. Luftverkehr: Klimaschädlich und hoch subventioniert[]
  3. § 11 LuftVStG Steuersatz Luftverkehrsteuergesetz[]

Von Oberstein News Service

Die Oberstein News Service (ONS) ist eine unabhängige Nachrichtenagentur, die sich auf aktuelle Berichterstattung, Hintergrundanalysen und investigative Recherchen spezialisiert hat. Seit ihrer Gründung bietet ONS eine breite Palette an Nachrichten aus Politik, Wirtschaft, Gesellschaft und Kultur.

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