Das Bild zeigt eine Person in einem weißen Laborkittel, die ein digitales Tablet hält. Auf dem Bildschirm des Tablets ist eine Illustration des weiblichen Fortpflanzungssystems zu sehen, wobei die Gebärmutter und die Eileiter hervorgehoben sind. Unter der Illustration steht der Text „HPV Human PapillomaVirus“. Am unteren Rand des Tablet-Bildschirms befindet sich das Wort „SYMBOLBILD“. HPV-Impfquote HPV Symbolbild

Berlin, 27. August 2024 – Trotz umfangreicher Empfehlungen von Gesundheitsexperten und der Ständigen Impfkommission zeigt der BARMER-Arzneimittelreport 2024 einen dramatischen Rückgang bei den HPV-Impfungen von Kindern und Jugendlichen. Die Zahlen enthüllen, dass rund 40 Prozent der 14-jährigen Mädchen in Deutschland nicht vollständig gegen das Humane Papillomvirus (HPV) geimpft sind, was jährlich etwa 150.000 betroffene Mädchen bedeutet.

HPV-Viren sind dafür bekannt, bösartige Tumore hervorzurufen, die zu ernsthaften Erkrankungen wie Gebärmutterhalskrebs bei Frauen und Krebs im Mund-Rachen-Raum sowie an den Geschlechtsorganen bei beiden Geschlechtern führen können. Seit 2007 empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) die HPV-Impfung für Mädchen im Alter von 9 bis 14 Jahren und seit 2018 auch für Jungen. Diese Impfungen sind von den Krankenkassen finanziert.

Die Daten zeigen, dass die Impfrate zwischen 2021 und 2022 um 23,5 Prozent zurückging, von 98 auf 75 Impfungen je 1.000 Mädchen. Im Vergleich zum Rekordjahr 2015 beträgt der Rückgang sogar 37 Prozent. „Das humane Papillomavirus ist für die Hälfte aller virusbedingten bösartigen Tumore und nahezu alle Fälle von Gebärmutterhalskrebs verantwortlich. Eine HPV-Impfung kann diese Krebserkrankung verhindern und damit Todesfälle vermeiden“, betont Prof. Dr. med. Christoph Straub, Vorstandsvorsitzender der BARMER.

Auch bei Jungen gibt es deutlichen Nachholbedarf: Nur 25 Prozent der 13-Jährigen haben den vollständigen Impfschutz erhalten, wobei die Impfquote auch hier zwischen 2021 und 2022 gesenkt wurde. Regional gibt es erhebliche Unterschiede in der Impfquote. Ostdeutsche Bundesländer schneiden wesentlich besser ab als ihre westdeutschen Pendants.

Regionale Unterschiede und ungleiche Impfquoten

Der Report hebt auch erhebliche regionale Unterschiede hervor. Während in Sachsen-Anhalt 75,7 Prozent der 17-jährigen Mädchen vollständig geimpft sind, liegt die Quote in Bayern bei nur 51,3 Prozent. Die Unterschiede zeigen sich auch bei der Rate der komplett ungeimpften Mädchen, die in Bayern bei 32,5 Prozent und in Sachsen-Anhalt bei nur 12,5 Prozent liegt.

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HPV und Gebärmutterhalskrebs: Ein vermeidbares Risiko

Laut dem Bericht wird Gebärmutterhalskrebs in fast allen Fällen durch HPV-Infektionen verursacht. Im Jahr 2020 erkrankten in Deutschland 4.640 Frauen an Gebärmutterhalskrebs, davon verstarben 1.564 an der Krankheit. Bei den 20- bis 29-jährigen Frauen zeigt sich bereits ein Rückgang der Neuerkrankungen, von 23 je eine Million Frauen im Jahr 2011 auf nur sieben im Jahr 2022. Dies bestätigt die Schutzwirkung der HPV-Impfung, die bei älteren Altersgruppen bislang nicht so ausgeprägt ist.

Dringender Bedarf an Erinnerungs- und Aufklärungssystemen

Die sinkenden Impfquoten machen eine zielgerichtete Intervention notwendig. Experten fordern ein nachhaltiges Erinnerungssystem, um die Impfquote zu steigern. Experten und Krankenkassen fordern nun dringend Maßnahmen, um die Impfquote zu erhöhen. Christoph Straub, Vorstandsvorsitzender der Barmer Krankenkasse, appelliert an die Einführung eines nachhaltigen Erinnerungssystems für Menschen mit Impflücken. „Die Akzeptanz und Sensibilität für die HPV-Impfung muss weiter steigen, um die Impfrate deutlich zu verbessern“, so Straub.

Ein strukturiertes Impferinnerungssystem könnte durch die Überprüfung des Impfstatus während der Kindervorsorgeuntersuchung U10 und durch gezielte Erinnerungen seitens der Krankenkassen realisiert werden. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) setzt sich dafür ein, bis 2030 eine weltweite Impfquote von 90 Prozent bei Mädchen zu erreichen.

Quellen:
Eigene Recherchen
Barmer – Arzneimittelreport 2024 Teil 1 (barmer.de)

Der Beitrag von ONS wurde unter Mitwirkung von Steven Oberstein erstellt.

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