Leipzig – Seit den frühen Morgenstunden des Mittwochs durchsucht die Polizei die Geschäftsräume der Gröner Gruppe in Leipzig. Auch die Privatwohnungen der Verantwortlichen stehen im Fokus der Ermittler. Die Staatsanwaltschaft Leipzig hat umfassende Ermittlungen eingeleitet, unter anderem wegen des Verdachts der Insolvenzverschleppung.
Erst am Dienstag wurde es der Gröner Group GmbH durch das Amtsgericht Leipzig untersagt, über Gegenstände ihres Vermögens zu verfügen. Das allgemeine Verfügungsverbot hat im Insolvenzverfahren die Funktion, dem bisherigen Management den Zugriff auf das Vermögen zu verwehren. Eine solche Entscheidung kommt in solchen Verfahren eher selten zur Anwendung.
Verdacht auf Insolvenzverschleppung
Wie die Staatsanwaltschaft mitteilte, besteht der Anfangsverdacht, dass die verantwortlichen Personen der Gröner Gruppe eine drohende Zahlungsunfähigkeit nicht rechtzeitig angezeigt haben. Ferner wird dem Unternehmen vorgeworfen, Sozialversicherungsbeiträge für die Beschäftigten nicht fristgerecht an die zuständigen Krankenkassen abgeführt zu haben. Dieser Verdacht des Vorenthaltens und Veruntreuens von Arbeitsentgelt wird seit August 2024 untersucht.
Polizei sichert Unterlagen
Die Durchsuchungen begannen nach verschiedenen Medienberichten gegen 7 Uhr morgens. Zahlreiche Polizeifahrzeuge fuhren beim Hauptsitz der Unternehmensgruppe in Leipzig vor. Beamte der Staatsanwaltschaft sicherten Geschäftsbücher und Buchhaltungsunterlagen, um den Zeitpunkt der Zahlungsunfähigkeit präzise feststellen zu können. Die Ermittler gehen davon aus, dass die Auswertung der sichergestellten Daten mehrere Wochen in Anspruch nehmen wird.
Insolvenz im November angemeldet
Die Gröner Unternehmensgruppe, geleitet vom Bauunternehmer Christoph Gröner, hatte Anfang November 2024 Insolvenz angemeldet. Das Unternehmen war bekannt für eine Reihe bedeutender Immobilienprojekte in Ostdeutschland (u.a. „Carré Charlotte“ in Berlin, „Bleichert-Werke“ in Leipzig). Ein Projekt in Erfurt – der Bau von rund 120 Wohnungen im TA-Hochhaus – blieb unvollendet. Zahlreiche Handwerksbetriebe warten bis heute auf die Begleichung ihrer Rechnungen. Als vorläufiger Insolvenzverwalter dient der Berliner Jurist Philipp Hackländer von der Kanzlei „White & Case“. Nach Angaben der CG Gruppe gibt es 525 Mitarbeiter.
Mitarbeiter der Unternehmensgruppe zeigten sich überrascht von den Maßnahmen. Die Ermittler geben derzeit keine Auskünfte über die Anzahl der betroffenen Gesellschaften, den Stand der Ermittlung oder die Identität der Beschuldigten, wie die Staatsanwaltschaft Leipzig mitteilte. Die Staatsanwaltschaft betonte, dass es sich um laufende Ermittlungen handelt und weitere Details erst nach der Auswertung der Unterlagen bekannt gegeben werden.
Hintergrund: Was ist Insolvenzverschleppung?
In Deutschland gehört Insolvenzverschleppung zu den schwerwiegenden Straftaten im Wirtschaftsrecht. Unternehmen sind gesetzlich verpflichtet, eine drohende Zahlungsunfähigkeit unverzüglich anzuzeigen. Ziel ist es, Gläubiger vor weiterem Schaden zu bewahren.
Auch das Vorenthalten von Sozialversicherungsbeiträgen gilt als ernstzunehmendes Delikt, das mit hohen Geldstrafen oder Freiheitsstrafen geahndet wird.
Was bedeutet das für die Gröner Gruppe?
Die Ermittlungen könnten weitreichende Folgen für die Gröner Gruppe haben. Neben strafrechtlichen Konsequenzen für die Verantwortlichen könnten auch die betroffenen Immobilienprojekte ins Wanken geraten. Investoren und Gläubiger müssen möglicherweise mit Verzögerungen oder Ausfällen rechnen.
Kurz & Bündig
Welche Konsequenzen drohen bei Insolvenzverschleppung?
Insolvenzverschleppung kann in Deutschland mit Freiheitsstrafen von bis zu drei Jahren oder hohen Geldstrafen geahndet werden.
Wie lange dauern solche Ermittlungen?
Die Dauer hängt von der Komplexität des Falles ab. Im Fall der Gröner Gruppe wird die Auswertung der Unterlagen voraussichtlich mehrere Wochen in Anspruch nehmen.
Was passiert mit den Projekten der Gröner Gruppe?
Projekte könnten gestoppt oder verzögert werden, abhängig vom Ausgang der Insolvenzverwaltung und den Ermittlungen.
Was sind die Pflichten eines Unternehmers bei Zahlungsunfähigkeit?
Unternehmer müssen bei drohender Zahlungsunfähigkeit innerhalb von drei Wochen Insolvenz anmelden, um weitere Schäden für Gläubiger zu vermeiden.
Warum ist das Vorenthalten von Sozialversicherungsbeiträgen strafbar?
Sozialversicherungsbeiträge sind verpflichtende Abgaben, die der Arbeitgeber für seine Mitarbeiter abführen muss. Das Vorenthalten gilt als Veruntreuung von Arbeitsentgelt.
Welche Rolle spielt der Insolvenzverwalter?
Der Insolvenzverwalter übernimmt die Verwaltung und Verwertung des Vermögens, um die Interessen der Gläubiger bestmöglich zu wahren.
Quellen:
Eigene Recherchen
Amtsgericht Leipzig – Insolvenzgericht: Aktenzeichen: 403 IN 1553/24 / 405 IN 1912/24
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Foto: Bart Spencer / Gröner Group