Am heutigen Mittwoch starten die Tarifverhandlungen zwischen der Deutschen Post AG und der Gewerkschaft ver.di. Im Mittelpunkt stehen Forderungen nach einer Lohnerhöhung von sieben Prozent und zusätzlichen Urlaubstagen für die rund 170.000 tarifgebundenen Beschäftigten, darunter Postboten, Paketzusteller, Auszubildende und dual Studierende. Die geforderten Verbesserungen sollen eine Laufzeit von zwölf Monaten haben.
Hintergrund der Forderungen
Laut der stellvertretenden ver.di-Vorsitzenden und Verhandlungsführerin Andrea Kocsis sind die Arbeitsbedingungen bei der Deutschen Post von hoher physischer und psychischer Belastung geprägt. Die Mitarbeitenden sind Wind und Wetter ausgesetzt, tragen oft schwere Pakete von bis zu 31,5 Kilogramm und sehen sich steigenden Anforderungen durch das wachsende Paketaufkommen gegenüber. „Die Arbeit wird immer mehr, die Belastung steigt – das zeigen auch die hohen Krankenstände, die mittlerweile ein Rekordniveau erreicht haben“, betont Ver.di. „Die zusätzlichen Urlaubstage sind dringend notwendig für den Gesundheitsschutz der Kolleginnen und Kollegen, der Krankenstand liegt auf Rekordhöhe“, sagte Andrea Kocsis.
Die Forderungen von ver.di zielen daher nicht nur auf finanzielle Verbesserungen ab, sondern auch auf eine Entlastung durch mehr Urlaubstage. Drei zusätzliche Urlaubstage für alle tarifgebundenen Mitarbeitenden und ein weiterer Urlaubstag für Gewerkschaftsmitglieder sollen zu einer besseren Work-Life-Balance beitragen und die Gesundheit der Mitarbeitenden langfristig schützen.
Ergebnisse einer breiten Mitgliederbefragung
Ver.di hat ihre Forderungen auf Basis einer Mitgliederbefragung formuliert, an der sich bundesweit über 45.000 Beschäftigte beteiligt haben sollen. Das Ergebnis dieser Umfrage zeige klar, dass die Mehrheit der Belegschaft eine deutliche Lohnerhöhung und zusätzliche Freizeit als notwendig erachte. Aktuell liegen die Bruttogehälter der meisten Post-Beschäftigten zwischen 2.448 Euro und 3.430 Euro – damit noch immer unter dem Medianeinkommen in Deutschland, so Ver.di. In Zeiten anhaltend hoher Kosten für Mieten und Lebensmittel sei dies nicht ausreichend, um über die Runden zu kommen, so die Gewerkschaft weiter. Die Laufzeit des Tarifvertrages soll 12 Monate betragen, so die Tarifkommission.
Andrea Kocsis erklärt: „Nur mit deutlichen Lohnsteigerungen für die Beschäftigten lassen sich die noch immer hohen Kosten und Lebensmittelpreise bewältigen“. Trotz der starken wirtschaftlichen Position der Deutschen Post AG – ein DAX-Unternehmen mit kontinuierlichen Gewinnen – seien die Löhne vieler Mitarbeitenden nicht angemessen. Dies führe nicht nur zu finanziellen Sorgen, sondern auch zu Frustration und einer sinkenden Motivation. Auch die politische Debatte spielt eine Rolle. Ver.di setzt sich weiterhin für eine Begrenzung des Paketgewichts auf 20 Kilogramm ein, um die Belastung für die Zusteller zu reduzieren.
Kritik der Deutschen Post
Die Deutsche Post steht den Forderungen skeptisch gegenüber. Das Unternehmen argumentiert, dass hohe Investitionen in Infrastruktur und Technologien notwendig seien, um auf sinkende Briefmengen und die begrenzte Möglichkeit zur Preiserhöhung durch die Bundesnetzagentur zu reagieren. Erst kürzlich wurde der Preis für Standardbriefe auf 95 Cent erhöht, eine Maßnahme, die jedoch kaum ausreiche, um die steigenden Kosten zu decken.
Arbeitsniederlegungen in Sachsen-Anhalt und Niedersachsen
Während die Verhandlungen beginnen, haben Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Deutschen Post in Sachsen-Anhalt und Teilen Niedersachsens bereits ein Zeichen gesetzt. Am Dienstagmorgen legten sie die Arbeit für 24 Stunden nieder. Betroffen war unter anderem das DHL Paket- und Briefzentrum in Osterweddingen im Landkreis Börde, was dazu führen könnte, dass in Braunschweig, Wolfsburg und im Harz Zehntausende Briefe und Pakete verspätet zugestellt werden.
Die Kommunikationsgewerkschaft DPV (DPVKOM) schloss sich den Forderungen nach Lohnerhöhungen an und fordert acht Prozent mehr Geld, mindestens jedoch 350 Euro mehr pro Monat. Zustellerinnen und Zusteller sowie die Mitarbeitenden in den Paketzentren leisten laut der Gewerkschaft körperlich extrem anstrengende Arbeit und verdienen eine bessere finanzielle Anerkennung. Von diesen Forderungen würden rund 170.000 Beschäftigte profitieren.
Ausblick
Die Verhandlungen zwischen der Deutschen Post und ver.di versprechen kontrovers zu werden. Während die Gewerkschaft auf schnelle und spürbare Verbesserungen drängt, verweist das Unternehmen auf wirtschaftliche Zwänge und langfristige Strategien.
Sollte es zu keiner Einigung kommen, könnten Warnstreiks drohen, die besonders in der umsatzstarken Zeit nach den Feiertagen deutliche Auswirkungen auf die Logistik und Postzustellung haben könnten. Klar ist: Die Erwartungen der Post-Beschäftigten an die Verhandlungen sind hoch, und die Gewerkschaft zeigt sich entschlossen, diese Erwartungen durchzusetzen.
Kurz & Bündig
Warum fordert ver.di eine Lohnerhöhung von 7 Prozent?
Die Gewerkschaft ver.di argumentiert, dass die aktuellen Bruttogehälter vieler Post-Mitarbeiter unter dem Medianeinkommen in Deutschland liegen. Angesichts steigender Lebenshaltungskosten, wie teureren Mieten und Lebensmitteln, sei eine Lohnerhöhung dringend notwendig, um finanzielle Sorgen der Beschäftigten zu reduzieren.
Weshalb sind zusätzliche Urlaubstage eine zentrale Forderung?
Die Arbeit der Post-Mitarbeiter ist physisch und psychisch belastend. Sie tragen schwere Pakete, arbeiten bei jedem Wetter und sehen sich steigenden Anforderungen durch das wachsende Paketaufkommen gegenüber. Mehr Urlaubstage sollen die Gesundheit der Beschäftigten fördern und ihre Work-Life-Balance verbessern.
Wie wurden die Forderungen von ver.di erarbeitet?
Ver.di hat eine umfangreiche Mitgliederbefragung durchgeführt, an der über 45.000 Beschäftigte teilnahmen. Die Ergebnisse zeigten, dass eine deutliche Lohnerhöhung und zusätzliche Freizeit klare Prioritäten der Belegschaft sind.
Wie reagiert die Deutsche Post auf die Forderungen?
Die Deutsche Post steht den Forderungen kritisch gegenüber. Das Unternehmen verweist auf hohe Investitionen in Infrastruktur und Technologien sowie auf wirtschaftliche Zwänge, wie sinkende Briefmengen und begrenzte Preiserhöhungsspielräume durch die Bundesnetzagentur.
Welche Auswirkungen haben die Tarifverhandlungen auf die Kunden?
Sollte es zu keiner Einigung kommen, könnten Warnstreiks drohen. Diese könnten insbesondere in der umsatzstarken Zeit nach den Feiertagen zu erheblichen Verzögerungen bei der Zustellung von Briefen und Paketen führen.
Welche Rolle spielt die Politik in den Tarifverhandlungen?
Die Gewerkschaft ver.di fordert eine Reform des Postgesetzes, primär eine Begrenzung des Paketgewichts auf 20 Kilogramm. Dies würde die körperliche Belastung für die Zusteller verringern.
Quellen:
Eigene Recherche (ONS)
Tarifrunde Deutsche Post AG | ver.di