Der gekrönte Apollon als Sonnengott (rechts - Sänger Philippe Katerine) und Dionysos. Fotomontage: Olympia Eröffnungsfeier Abendmahl

Bei der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele sorgte eine Szene für Empörung unter Katholiken, die darin eine Verhöhnung des Abendmahls sahen. Tatsächlich handelte es sich jedoch nicht um eine Darstellung des letzten Abendmahls, sondern um „Das Festmahl der Götter“ von Jan Van Biljert. Experten wie der Anthropologe Jean-Loïc Le Quellec und der Regisseur Thomas Jolly klärten über die wahren mythologischen Bezüge der Szene auf, die die Hochzeit von Thetis und Peleus auf dem Olymp darstellte. Jolly betonte, dass die Inszenierung auf heidnischen Festen basiere und keinerlei Parodie auf das Abendmahl darstelle.

Bedeutung der Szene

Die Szene bei der Eröffnungsfeier zeigte eine Feier der olympischen Götter, eben passend zu den Olympischen Spielen. Gefeiert wird in der Szene die Hochzeit von Thetis und Peleus. Apollon, der Sonnengott, ist im Bild in den Mittelpunkt gerückt. Diese Darstellung bezog sich auf antike Mythen und feierte die Verbindung zu den Olympischen Spielen und dem olympischen Feuer. Thomas Jolly erklärte, dass die Inszenierung auf die antike Götterwelt Bezug nahm und keinerlei Absicht bestand, religiöse Gefühle zu verletzen.

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Das Bild des niederländischen Malers Jan van Bijlert entstand um 1635–1640. Heute befindet es sich in einem Museum in Dijon. Der Sänger Philippe Katerine war als blauer und fast nackter Dionysos, der Gott des Weins und der Feste, verkleidet. Hinter dem als Tafel genutzten Catwalk standen verschiedene Charaktere. Unter den darstellenden Personen waren ebenso Dragqueens. Einige erinnerte dies an das letzte Abendmahl. Gerade von katholischer Seite gab es einen Aufschrei.

Das Missverständnis wurde gezielt von rechten und rechtsextremen Gruppen aus Frankreich, Italien, den deutschsprachigen Ländern und Russland aufgegriffen. Diese nutzten es, um Stimmung zu machen, indem sie die Szene als Verhöhnung des Christentums kritisierten und es instrumentalisierten, um gegen LGBT- und Drag-Kultur zu agitieren. Im Grunde zeigte es jedoch eine breite Unkenntnis über die griechische Kultur. Die Diskussion um die Szene verdeutlicht die Notwendigkeit eines respektvollen und informierten Umgangs mit kulturellen und religiösen Darstellungen.

Anschauen lässt sich die Szene über YouTube:

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Reaktionen und Medienresonanz

Die Reaktionen auf die Eröffnungsfeier waren überwiegend positiv. Internationale Medien lobten die Veranstaltung als kreativ und bewegend. Allerdings bezeichnete die französische (katholische) Bischofskonferenz die Szenerie als „Verhöhnung und Verspottung des Christentums“. Maria Sacharowa, die Sprecherin des russischen Außenministeriums, nannte die Zeremonie „lächerlich“ und sprach von einem „massiven Versagen“.

Auf Telegram machte sie sich über die Feier auf der Seine lustig. Auch Viktor Orbán, der ungarische Regierungschef, reihte sich in die Kritik ein. In einer Erklärung in Rumänien sprach er von einer „Entledigung“ der „metaphysischen Bindungen an Gott, das Vaterland und die Familie“ in westlichen Ländern, was seiner Meinung nach einen Mangel an „öffentlicher Moral“ zur Folge habe.
Valérie Boyer, Senatorin der konservativen Républicains, kritisierte die Darstellung der Geschichte als einen Versuch, Christen lächerlich zu machen.

Beatrice von Weizsäcker, eine bekannte katholische Publizistin, zeigte Verständnis für die künstlerische Freiheit und betonte die Lehre Jesu, die alle Menschen willkommen heiße. Diese Aussagen unterstrichen die Bedeutung von Toleranz und Offenheit im Umgang mit künstlerischen Darstellungen und religiösen Symbolen.

„Ich bin Olympia-Fan, Kunstliebhaberin und mag Jesus. Selten bin ich damit so auf meine Kosten gekommen wie bei der genialen Eröffnungsfeier“, schrieb von Weizsäcker am Sonntagmorgen auf ihrem Instagram-Kanal.

Quellen:
Eigene Recherche
Jean-Loïc Le Quellec – (20+) Auf Facebook (Französich)
Cérémonie : Thomas Jolly et Daphné Bürki sur BFMTV – 28/07

Bild: Screenshot der Eröffnungsfeier und Fotografie des Werkes „Das Festmahl der Götter“ von Jan Van Biljert (Stéphane Maréchalle 2009)

Von Steven Oberstein

Steven Oberstein oder auch besser bekannt unter dem Pseudonym OBIausHV ist freier Journalist und beschäftigt sich in letzter Zeit vor allem mit der Corona-Pandemie, ansonsten schreibt er über folgende Themen: Medienkritik, Gesundheit/Medizin (Coronavirus, Anthroposophie, Homöopathie), Politik und Technik.

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