Außenansicht des Dortmunder U, wo die Vorführung des Films „Screams before Silence“ aufgrund eines Feueralarms abgebrochen wurde. Symbolbild Das Bild zeigt ein Gebäude in der Dämmerung mit einem großen, beleuchteten Buchstaben “U” auf dem Dach. Der Himmel hinter dem Gebäude ist in Schattierungen von Lila und Orange gehalten, was auf Sonnenaufgang oder Sonnenuntergang hindeutet.

Am Mittwoch, dem 4. September, sollte im Dortmunder „Kino im U“ der Dokumentarfilm „Screams before Silence“ gezeigt werden. Der Film thematisiert die sexualisierte Gewalt der Hamas während des Terrorangriffs am 7. Oktober 2023. Doch aufgrund von Störaktionen und Sicherheitsbedenken musste die Vorführung abgebrochen werden. Anti-israelische Aktivisten störten die Veranstaltung massiv, was letztlich zur Absage führte. Die Stadt Dortmund und die Polizei reagierten auf die Vorfälle und schilderten den Ablauf aus ihrer Sicht.

Hinweis: Wir haben mehrere Tage auf die Antwort der Stadt Dortmund gewartet und konnten daher nicht bereits am Freitag, dem 6. September, berichten. Die Stadt hat auf alle unsere Fragen geantwortet.

Feueralarm und Proteste verhindern die Filmvorführung

Schon während des Einlasses gab es erste Anzeichen für mögliche Störungen, als neben regulären Gästen auch Personen auftauchten, die dem anti-israelischen Aktivismus zugeordnet werden. Kurz vor der Vorführung kam es dann zu einem Zwischenfall: Ein Feueralarm wurde im „Dortmunder U“ ausgelöst, wodurch das gesamte Gebäude evakuiert werden musste. Nach Angaben der Stadt Dortmund war der Alarm vermutlich durch Deo-Spray auf einer Toilette im Erdgeschoss ausgelöst worden. Ob dies absichtlich oder versehentlich geschah, bleibt unklar.

Für die Veranstaltung waren sowohl der hausinterne Sicherheitsdienst als auch ein externer Sicherheitsdienst beauftragt. Außerdem war ein Awareness-Team vor Ort“, erklärte eine Sprecherin der Stadt Dortmund. Trotz dieser Vorkehrungen sei es nicht gelungen, die Sicherheit der Veranstaltung aufrechtzuerhalten. Die Polizei Dortmund meldete, dass bei ihrem Eintreffen am Einsatzort die Evakuierung bereits abgeschlossen war und die störende Person den Ort zuvor verlassen hatte.

Provokation durch Aktivisten führt zu Eskalation

Nach der Freigabe durch die Feuerwehr kehrten die Besucher in den Kinosaal zurück. Zu diesem Zeitpunkt stand für die Veranstalter bereits fest, dass der Film unter diesen Umständen nicht gezeigt werden konnte. Ein Social-Media-Aktivist, der bereits im Vorfeld zu einer kritischen Teilnahme an der Veranstaltung aufgerufen hatte, wurde als potenzieller Störer identifiziert und sollte den Saal verlassen. Erst als die Polizei eingeschaltet wurde, kam er der Aufforderung nach, so das Netzwerk. Bevor er das Gebäude verließ, zog er jedoch eine Palästina-Fahne hervor und hielt eine Ansprache, in der er von einem vermeintlichen „Genozid in Gaza“ sprach. Dies löste heftigen Widerspruch aus dem Publikum aus.

Wenige Minuten später musste die Leitung des Hauses aufgrund der unklaren Sicherheitslage die endgültige Absage der Filmvorführung verkünden. Ein Teil des Publikums, vor allem Anhänger des anti-israelischen Aktivismus, reagierte mit Parolen wie „Free Palestine“. Es kam zu weiteren Tumulten, und alle Anwesenden wurden angewiesen, das Gebäude zu verlassen.

Stellungnahme der Stadt und Polizei

In einer offiziellen Stellungnahme schilderte Stadt Dortmund gegenüber obiaushv.de den Vorfall ausführlich. „Die Veranstaltung ist schon vor dem Start durch einen Feueralarm abgebrochen worden.“ Man prüfe zudem aktuell das Sicherheitskonzept. Laut der Stellungnahme gebe es Indizien für einen antisemitischen Hintergrund der Aktion: „Es wurden antisemitische Parolen skandiert.“

Auch die Polizei äußerte sich zu den Vorkommnissen. Sie erklärte, dass bei ihrem Eintreffen keine Evakuierungslage mehr bestand und die störende Person bereits das Gebäude verlassen habe.

Scharfe Kritik an antisemitischer Störaktion

Das Netzwerk zur Bekämpfung von Antisemitismus, das die Veranstaltung mitorganisiert hatte, zeigte sich entsetzt über den Vorfall. „Es ist bezeichnend, dass diese Gruppe sich eine Veranstaltung zum Ziel ausgesucht hat, die Berichte und Interviews mit Opfern der Ereignisse vom 7. Oktober 2023 zeigt. Auf diese Weise wird der Terror der Hamas sowie sexualisierte Gewalt verharmlost und die Erfahrungen der Betroffenen in Abrede gestellt“, erklärte das Netzwerk in einer Stellungnahme. Die Störaktion sei antisemitisch motiviert gewesen und habe zudem eine frauenfeindliche Dimension, da die Opfer sexualisierter Gewalt auf diese Weise erneut missachtet wurden.

Die Organisatoren betonten, dass das Milieu des anti-israelischen Aktivismus in Dortmund zunehmend enthemmter auftrete und gezielt Veranstaltungen störe, die sich kritisch mit antisemitischen und terroristischen Akteuren auseinandersetzen. Diese Entwicklung stelle eine neue Eskalationsstufe dar.

Konsequenzen und Ausblick

Das Netzwerk zur Bekämpfung von Antisemitismus kündigte an, rechtliche Schritte gegen die bekannten Störer einzuleiten. Zudem soll die Filmvorführung so schnell wie möglich nachgeholt werden, unter verstärkten Sicherheitsmaßnahmen.

Die Absage der Filmvorführung von „Screams before Silence“ zeigt, wie politisch aufgeladene Themen auch in öffentlichen Veranstaltungen zu Spannungen und Konflikten führen können. Die Bereitschaft der Organisatoren, den Film erneut zu zeigen, unterstreicht jedoch ihren Willen, sich nicht von extremistischen Kräften einschüchtern zu lassen.

Dieser Vorfall macht auch auf die stark gestiegene Bedrohungslage für jüdische und israelische Themen in ganz Deutschland aufmerksam. Antisemitische Gruppen versuchen, die Deutungshoheit über die Ereignisse in Israel, Gaza und das Massaker vom 7. Oktober an sich zu reißen, indem sie ihren Antisemitismus als legitime Israelkritik tarnen – was bei manchen auf Zustimmung stößt. Die Aktion in Dortmund kann jedoch nicht als legitime Kritik gerechtfertigt werden. Immerhin sollte der Film die Opfer der Hamas-Aktion thematisieren, bei welchem vornehmlich die sexualisierte Gewalt der Terroristen Erwähnung findet. Eine Störung dieser Vorstellung offenbart die antisemitische Haltung der Akteure deutlich. Eine ernsthafte Auseinandersetzung mit dem Inhalt des Films kann es nicht gewesen sein, da die Vorstellung nicht einmal abgewartet wurde. Es ging einzig darum, das eigene Narrativ durchzusetzen.

Quellen:
Eigene Recherchen
Antworten der Polizei und Stadt Dortmund auf unsere Anfrage
Stellungnahme des Netzwerks zur Bekämpfung von Antisemitismus in Dortmund zum Abbruch der Vorführung des Filmes “Screams before Silence” – ADIRA – Antidiskriminierungsberatung und Intervention bei Antisemitismus und Rassismus (adira-nrw.de)

Von Steven Oberstein

Steven Oberstein oder auch besser bekannt unter dem Pseudonym OBIausHV ist freier Journalist und beschäftigt sich in letzter Zeit vor allem mit der Corona-Pandemie, ansonsten schreibt er über folgende Themen: Medienkritik, Gesundheit/Medizin (Coronavirus, Anthroposophie, Homöopathie), Politik und Technik.

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