Die Deutsche Welle (DW) steht wegen eines umstrittenen Video-Beitrags über ein Krankenhaus im Libanon unter starker Kritik. Das Video „DW besichtigt Krankenhaus und Gebiet, in dem Israel behauptet, die Hisbollah horte Gold“ wurde vor acht Tagen veröffentlicht und sollte ursprünglich die Behauptung der Israelischen Verteidigungsarmee (IDF) untersuchen, dass unter dem Al-Sahel-Krankenhaus in Beirut eine Anlage der Hisbollah existiere, in der große Mengen an Gold und Geld gelagert werden. Die investigative Aufarbeitung, die der Beitrag versprach, blieb allerdings aus.
Ein Beitrag ohne Tiefgang
Das Video zeigt den DW-Journalisten Mohamad Chreyteh erst vor dem Krankenhaus in einer auffälligen Schutzweste und einem Helm. Später zeigt es Ali Chamseddine, der Leiter der Orthopädie, der bestreitet die angeblichen Vorwürfe in einem vorwurfsvollen Ton und erklärt, dass es im Krankenhaus keinen Zugang geben würde. Dabei verzichtet Chreyteh jedoch weitgehend darauf, die Aussagen kritisch zu hinterfragen oder eine umfassendere Kontextualisierung zu bieten. Begleitet wird Chreyteh bei seiner Tour durch Haus von Krankenhauspersonal, das ihm versichert, dass keine geheimen Anlagen existieren.
Entscheidend dabei ist: Die IDF hat nie behauptet, dass die Tunnel und Bunker direkt vom Krankenhaus aus zugänglich seien. Vielmehr soll die Anlage lediglich unterhalb des Krankenhauses liegen, ohne direkte Verbindung zu den Räumen des Krankenhauses. Ein IDF-Video zeigt dies deutlich und markiert mögliche Zugänge in umliegenden Gebäuden, nicht im Krankenhaus selbst.
Unkritische Berichterstattung und Ignorieren relevanter Hinweise
Der DW-Bericht ignorierte wesentliche Aspekte dieser Darstellung. Statt die benachbarten Gebäude zu untersuchen, wo sich laut IDF ein gesicherter Zugang zum Bunker befinden könnte, begleitete das DW-Team das Krankenhauspersonal auf einer oberflächlichen Tour durch das Krankenhaus selbst. Zudem zeigte der Beitrag den Zuschauerinnen und Zuschauern nur einen sehr kurzen Teil des IDF-Videos. Chreyteh entschied sich jedoch, in der öffentlichen Tiefgarage nach einem Zugang zu suchen. Das Gebäude wurde zwar von der IDF als möglicher Eingang markiert, doch das Team verzichtete darauf, den gesicherten Eingangsbereich näher zu untersuchen und schritt nur in die Tiefgarage.
Ganz ehrlich, wer glaubt, dass er einen Eingang zu einem Komplex mit horrenden Geldmengen in einer öffentlichen Tiefgarage finden kann, ist entweder nur extrem naiv oder nicht an einer wahrhaften Berichterstattung interessiert.
Naivität oder bewusste Fehlinterpretation?
War das DW-Team tatsächlich an einer fundierten Untersuchung interessiert, oder wurde eine vereinfachte Darstellung bewusst gewählt, die die Zuschauerschaft auf eine bestimmte Interpretation lenken könnte? Dass ein Zugang in einer öffentlichen Tiefgarage gesucht wurde, während der gesicherte Zugang ignoriert blieb, deutet auf eine Nachlässigkeit hin, die mit investigativem Journalismus nicht vereinbar ist. Viele Beobachter werfen der DW in diesem Zusammenhang entweder Naivität oder mangelndes journalistisches Verantwortungsbewusstsein vor.
Ein massiver Fehler
Die DW selbst hat unter ihrem Beitrag festgehalten, dass Mohamad Chreyteh zu einer Pressegruppe gehöre, „die eingeladen war, das Krankenhaus zu besichtigen, wo nichts gefunden wurde. Doch die israelische Armee behauptet, die Journalisten hätten an der falschen Stelle gesucht.“
Eine umfassende und wahrheitsgemäße Berichterstattung ist ein zentraler Grundsatz des Journalismus. Medien tragen die Verantwortung, so objektiv wie möglich zu informieren und ihre eigene Arbeit kontinuierlich zu reflektieren – ein Anspruch, den dieser Beitrag der Deutschen Welle nicht erfüllt. In einer Phase, in der das Vertrauen in die Medien zunehmend abnimmt, stellt diese Art der Berichterstattung ein besorgniserregendes Beispiel für das Risiko dar, die Öffentlichkeit falsch zu informieren und die öffentliche Wahrnehmung des Staates Israels negativ zu beeinflussen.
Deutsche Welle erkennt keinen Fehler
Die Deutsche Welle (DW) reagiert auf die Kritik mit der Betonung ihres Selbstverständnisses als Vertreterin von Qualitätsjournalismus. Sie verweist auf ihre Prinzipien wie Unabhängigkeit, Sorgfalt und Meinungsvielfalt. In der Stellungnahme betont die DW, dass ihr Bericht alle nötigen Fakten geliefert habe, um den Zuschauern eine eigene Meinung zu ermöglichen. Es wird auf Sicherheitsvorgaben und die Verpflichtung zur Multiperspektivität verwiesen – etwa, dass auch die IDF-Reaktion im Beitrag enthalten war und das Sicherheitsteam die Schutzkleidung empfohlen habe.
Diese Reaktion offenbart allerdings eine verengte Sicht auf die Verantwortung der Presse in der kritischen Einordnung der Lage und von Fakten, die über eine bloße Darstellung hinausgeht. Statt lediglich gegensätzliche Aussagen zu präsentieren, sollte die DW die Gesamtlage analysieren und die Information so einordnen, dass die Zuschauer die Hintergründe verstehen können. Besonders bei konfliktgeladenen Themen, wie dem Nahostkonflikt, ist eine intensive und genaue Einordnung von entscheidender Bedeutung. Medien, insbesondere öffentlich-rechtliche, haben die Verantwortung, eine ausgewogene, möglichst wahrheitsgemäße und tiefgehende Berichterstattung sicherzustellen, um Fehlinformationen und Missverständnissen vorzubeugen.
Die DW-Reaktion geht zudem nicht auf die Kritikpunkte zur oberflächlichen Untersuchung ein. Im Fall des Al-Sahel-Krankenhauses wird bemängelt, dass nur ein kleiner Teil der IDF-Darstellung gezeigt und naheliegende Orte, die nach IDF-Angaben als Zugangspunkte markiert wurden, nicht überprüft wurden.
False Balance statt Einordnung
Der Beitrag der Deutschen Welle weist zudem Merkmale einer sogenannten „False Balance“ auf, also einer unausgewogenen Berichterstattung, bei der zwei Seiten eines Sachverhalts als gleichwertige Meinungen dargestellt werden, wenngleich die Faktenlage eine Seite erheblich stärker stützt. In ihrem Bericht hat die DW die Vorwürfe der IDF gegen die Behauptungen des Krankenhauspersonals gestellt, ohne eine kritische Einordnung vorzunehmen, ob und inwiefern die einzelnen Aussagen überprüfbar und plausibel sind. Stattdessen wurde der Bericht in einer Weise gestaltet, die beide Seiten gleichermaßen darstellt, ohne dass die DW eine eigene journalistische Bewertung abgibt oder zumindest Hintergrundinformationen liefert, die den Zuschauern eine fundierte Einschätzung ermöglicht.
Diese Vorgehensweise führt dazu, dass die Zuschauerinnen und Zuschauer zwei Aussagen gegenübergestellt bekommen, ohne dass erkennbar wird, dass die Darstellungen in ihrer Beweislast und Überprüfbarkeit erheblich voneinander abweichen. Die Pflicht des Journalismus besteht jedoch nicht nur darin, beide Seiten einer Auseinandersetzung zu Wort kommen zu lassen, sondern die Aussagen auch in einen Kontext zu setzen und Fakten entsprechend einzuordnen. Wenn Medien diesen Kontext weglassen oder keine kritische Analyse durchführen, fördern sie unbeabsichtigt eine „False Balance“, die den Eindruck erweckt, als seien beide Darstellungen gleichwertig fundiert, auch wenn die Beweise dies nicht stützen.
Die DW hat es versäumt, ihre Zuschauer darüber zu informieren, dass die IDF-Vorwürfe eine komplexe Grundlage hatten und eine vertiefte Recherche erfordert hätten, während die Aussagen des Krankenhauspersonals – das naturgemäß im eigenen Interesse handelt – unkritisch übernommen wurden. Damit hat sich die DW einer scheinbaren Neutralität bedient, die bei den Zuschauern eine verzerrte Wahrnehmung des Konflikts erzeugen kann. Gerade ein Sender wie die DW, der durch Steuermittel finanziert wird und eine internationale Reichweite besitzt, hat eine besondere Verpflichtung, „False Balance“ zu vermeiden und durch kritische Einordnung die Wahrheitsfindung zu unterstützen.
Wissensfenster:
Der Begriff False Balance beschreibt eine journalistische Praxis, bei der zwei gegensätzliche Standpunkte als gleichwertig präsentiert werden, auch wenn einer davon objektiv stärker durch Fakten gestützt ist. Anstatt die Argumente kritisch zu hinterfragen und einzuordnen, werden beide Seiten so dargestellt, als seien sie gleichermaßen gültig und fundiert. Dies kann beim Publikum den Eindruck erwecken, dass es sich um eine „50-50“-Debatte handelt, obwohl die Faktenlage eine Seite tatsächlich wesentlich stärker stützt.
Beispiel: Wenn etwa ein Wissenschaftler über den Klimawandel spricht und ein Leugner ohne wissenschaftliche Grundlage gleichwertig zu Wort kommt, entsteht eine Scheinneutralität. Der Klimawandel ist wissenschaftlich gut belegt, aber durch False Balance könnte der Eindruck entstehen, als gäbe es hier eine gleichberechtigte Diskussion, was die Fakten verzerrt.
Insgesamt lässt die DW-Antwort die kritische Frage unbeantwortet, ob die Darstellung bewusst verkürzt wurde oder die investigative Gründlichkeit im Bericht schlicht fehlte.
Warum der Fehltritt der Deutschen Welle besonders schwer wiegt
Dass die Deutsche Welle (DW) – ein öffentlich finanzierter Sender – einen solch oberflächlichen und tendenziösen Beitrag veröffentlicht hat, ist besonders problematisch. Die DW wird durch Steuermittel finanziert und trägt damit eine besondere Verantwortung, eine ausgewogene und objektive Berichterstattung sicherzustellen. Als Auslandsrundfunk der Bundesrepublik Deutschland repräsentiert die DW Deutschland auf internationaler Ebene und steht unter der Verpflichtung, einen hohen journalistischen Standard zu wahren. In Ländern, in denen die Medienlandschaft stärker staatlich kontrolliert ist, gilt die DW als Stimme des freien Journalismus und genießt daher auch einen gewissen Vertrauensvorschuss.
Gerade weil die DW durch deutsche Steuergelder finanziert wird, ist von ihr zu erwarten, dass sie Berichterstattung im Interesse der Allgemeinheit bietet, frei von politischen Agenden oder tendenziösen Darstellungen. Durch diesen Beitrag entsteht jedoch der Eindruck, dass die DW nicht neutral agiert, sondern – bewusst oder unbewusst – eine einseitige Perspektive einnimmt, die wenig Raum für eine gründliche Analyse lässt. Für ein Medium, das dem Anspruch verpflichtet ist, die Werte der Pressefreiheit zu vertreten, stellt dies einen signifikanten Widerspruch dar. Wenn die DW bei internationalen Themen, insbesondere in so sensiblen Konfliktzonen wie dem Nahen Osten, derart unkritisch berichtet, riskiert sie das Vertrauen sowohl ihrer internationalen Zuschauer als auch der deutschen Steuerzahler, die für ihre Finanzierung aufkommen.
Dieser Fehltritt könnte daher das Ansehen der DW langfristig beschädigen und Zweifel an der journalistischen Integrität des Senders hervorrufen und reiht sich in einer ganzen Reihe ähnlicher Vorfälle ein. Es erinnert die Öffentlichkeit daran, dass Medien mit öffentlichem Auftrag besonders sorgfältig arbeiten müssen, um ihrer Rolle als unabhängige und verantwortungsvolle Berichterstatter gerecht zu werden.
Fazit: DW in der Pflicht für objektive und kritische Berichterstattung
Die DW gerät mit ihrem Video zum Al-Sahel-Krankenhaus in die Kritik, weil sie grundlegende journalistische Grundsätze verfehlt hat. Statt einer gründlichen, objektiven Untersuchung wählte sie eine vereinfachte Darstellung, die den Kern der IDF-Vorwürfe verfehlte. Dieser Fall zeigt, wie wichtig es für Medien ist, eine ausgewogene und sorgfältige Recherche zu gewährleisten – nicht nur um die eigenen Ansprüche zu erfüllen, sondern auch, um das Vertrauen der Öffentlichkeit zu bewahren.
Natürlich hat Mohamad Chreyteh nichts aufdecken können, außer dass die Deutsche Welle an einer PR-Veranstaltung teilgenommen hat. Präsentiert in einer Ausrüstung, als wenn Israel in der Nähe gleich mit Soldaten auftauchen würde oder einen Luftschlag gemeldet habe. Die örtlichen Kollegen von Mohamad Chreyteh sind jedenfalls eher in Alltagskleidung aufgetaucht. DW schreibt unter dem Beitrag auch noch ernsthaft: „Mohamad Chreyteh von der DW gehörte zu einer Pressegruppe, die eingeladen war, das Krankenhaus zu besichtigen, wo nichts gefunden wurde. Doch die israelische Armee behauptet, die Journalisten hätten an der falschen Stelle gesucht.“
Diskutieren Sie mit uns: Ist die Deutsche Welle zu unkritisch in ihrer Berichterstattung?
Teilen Sie Ihre Meinung in den Kommentaren!
Kurz & Bündig
Warum wird die Deutsche Welle für ihren Bericht über das Krankenhaus im Libanon kritisiert?
Die Deutsche Welle steht in der Kritik, weil sie in ihrem Bericht die Aussagen der Israelischen Verteidigungsarmee (IDF) nicht ausreichend untersucht hat. Der Beitrag vermittelte eine oberflächliche Perspektive, ohne die vom IDF angeführten Beweise und mögliche Zugangspunkte in benachbarten Gebäuden gründlich zu prüfen.
Was hat die Israelische Verteidigungsarmee (IDF) über das Krankenhaus und die Hisbollah behauptet?
Die IDF behauptete, dass unter dem Al-Sahel-Krankenhaus in Beirut eine Anlage der Hisbollah existiere, in der große Mengen an Gold und Geld gelagert würden. Dabei soll sich der Zugang zu diesem unterirdischen Komplex in einem benachbarten Gebäude befinden, nicht direkt im Krankenhaus selbst.
Wie reagierte die DW auf die Vorwürfe der mangelnden Objektivität?
Die DW erklärte, dass ihr Journalist Teil einer Pressegruppe war, die eingeladen wurde, das Krankenhaus zu besichtigen.
Antwort der DW auf unsere Fragen:
„Die DW setzt sich für die Einhaltung hoher Standards im Qualitätsjournalismus ein, die auf Unabhängigkeit, Sorgfalt, Transparenz, Respekt, Meinungsvielfalt und Diversität beruhen.
In dem Beitrag wird ausdrücklich klargestellt, wo wir waren, wer uns eingeladen hat, was unser Reporter sehen konnte und was nicht. Wie die IDF darauf reagiert, wird ebenfalls deutlich gemacht. Multiperspektivität gehört zu unseren journalistischen Standards, die Zuschauer können sich selbst eine Meinung bilden.
Wir setzen uns gegen Antisemitismus und jegliche Versuche ein, diesen zu verbreiten, genauso wie wir gegen alle Formen von Rassismus und Diskriminierung stehen.
Wir haben sehr genaue Bestimmungen, wann unsere Journalistinnen und Journalisten Schutzausrüstung tragen müssen. Der Schutz unserer Kolleginnen und Kollegen hat für uns höchste Priorität. In dem genannten Fall wurde die Schutzausrüstung von unserem Security Team empfohlen.
Die DW ist sich ihrer Rolle als öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt bewusst und handelt entsprechend.“
Warum ist eine ausgewogene Berichterstattung für die Deutsche Welle so wichtig?
Da die Deutsche Welle als öffentlich finanzierter Sender fungiert und durch deutsche Steuergelder getragen wird, trägt sie eine besondere Verantwortung für objektive und umfassende Berichterstattung. Sie soll als unabhängige Stimme gelten und internationale Standards im Journalismus erfüllen, um das Vertrauen sowohl der deutschen Steuerzahler als auch der globalen Zuschauerschaft zu wahren.
Wie könnte die Berichterstattung der DW das öffentliche Vertrauen beeinflussen?
Die oberflächliche Berichterstattung im Fall des Libanon-Videos könnte das Vertrauen der Öffentlichkeit in die DW beeinträchtigen, insbesondere wenn wiederholt tendenziöse oder unzureichend recherchierte Beiträge veröffentlicht werden. In einem sensiblen Themenfeld wie dem Nahostkonflikt ist es entscheidend, dass Medienanfragen kritisch und umfassend bearbeitet werden, um eine ausgewogene Informationsgrundlage zu bieten.
Was bedeutet diese Kontroverse langfristig für die Deutsche Welle?
Sollte die Deutsche Welle häufiger in derartige Kontroversen geraten, könnte ihr Ruf als unabhängiges und verlässliches Nachrichtenmedium Schaden nehmen. Dies könnte dazu führen, dass internationale Zuschauer und auch deutsche Steuerzahler das Vertrauen in die DW und ihre Berichterstattung verlieren, was wiederum die Glaubwürdigkeit und Reichweite des Senders beeinträchtigen könnte.
Quellen:
Eigene Recherche
DW tours hospital and area where Israel says Hezbollah is hoarding gold | DW News
UNCOVERED: Hezbollah’s central financial facility and Nasrallah’s hiding place – IDF
Antwort der Deutschen Welle