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Das Bild zeigt eine ältere Person, die ein Smartphone ans Ohr hält und vor einem Laptop sitzt. Die Person trägt einen rosa Pullover und hat weißes Haar. Im Hintergrund ist eine gehäkelte Decke mit bunten Blumenmustern zu sehen. SYMBOLBILD Enkeltrick-Banden durch länderübergreifenden Polizeieinsatz zerschlagen

Berlin – In einem großangelegten, länderübergreifenden Einsatz ist es den Polizeibehörden aus acht europäischen Ländern gelungen, hochprofessionelle Betrügerbanden, die den sogenannten „Enkeltrick“ einsetzen, empfindlich zu treffen. Durch die konzertierten Maßnahmen, die vom 25. November bis 6. Dezember durchgeführt wurden, konnten 20 Tatverdächtige festgenommen und mehrere Callcenter in Polen zerschlagen werden. Ein Schaden von nahezu 5 Millionen Euro konnte laut Polizei verhindert werden.

Der Einsatz wurde maßgeblich durch das EU-geförderte Projekt ISF-LUMEN1 finanziert, ein Teilbereich widmet sich der europaweiten Bekämpfung des Enkeltricks. Bereits im Oktober 2023 und September 2024 gab es jeweils eine Konferenz, dort stimmte man Maßnahmen wie regelmäßige „Action Weeks“ ab. Die Polizei sieht in der länderübergreifenden Zusammenarbeit den Schlüssel für den Erfolg dieser Maßnahme.

Acht Länder gegen den Enkeltrick

Am Verbundeinsatz waren Polizeibehörden aus 15 deutschen Bundesländern, das Bundeskriminalamt, sowie Sicherheitsbehörden aus Luxemburg, Österreich, Polen, der Schweiz, der Slowakei, Tschechien und Ungarn beteiligt. Europol unterstützte die Operation, die unter der Leitung des Landeskriminalamts Berlin in enger Abstimmung mit der Berliner Staatsanwaltschaft koordiniert wurde.

Täglich waren bis zu 1.000 Einsatzkräfte im Einsatz. Mit 391 mutmaßlich verhinderten Betrugsfällen und der nachhaltigen Zerschlagung der Infrastruktur – darunter drei Callcenter in Polen – gilt die Aktion als ein bedeutender Erfolg im Kampf gegen den organisierten Enkeltrickbetrug.

Besonders hervorzuheben ist der präventive Charakter des Einsatzes: Dank der frühzeitigen Koordination und verdeckten Maßnahmen konnten Betrugsfälle wie der einer 74-jährigen Frau in Kassel vereitelt werden. Die Frau war von den Tätern um 21.000 Euro Bargeld sowie hochpreisige Uhren und Schmuck betrogen worden. Die Polizei griff rechtzeitig ein und nahm den 19-jährigen Abholer fest.

Allen Festgenommenen, darunter sowohl Anrufer als auch Abholer, wird die Mitgliedschaft in einer organisierten kriminellen Vereinigung und Betrug vorgeworfen. In Polen drohen ihnen Haftstrafen von bis zu acht Jahren.

Täter arbeiteten hochorganisiert

Die Betrüger setzten auf psychologische Manipulation. Häufig gaben sich Anrufer mit weinerlicher Stimme als Angehörige aus, die nach einem tödlichen Verkehrsunfall angeblich eine hohe Kaution benötigten, um einer Haft zu entgehen. Unterstützt durch vermeintliche Polizisten und Staatsanwälte steigerten die Täter die Glaubwürdigkeit und Dringlichkeit der Situation.

In Polen zerschlugen Einsatzkräfte mehrere Callcenter, die als zentrale Infrastruktur für die Betrügereien dienten. Bereits vor dem offiziellen Einsatzzeitraum gelang die Festnahme von fünf Verdächtigen in einem illegalen Callcenter bei Posen. Im Dezember wurden zudem zwei weitere Callcenter in Warschau ausgehoben. Dabei wurden umfangreiche Beweismittel wie Mobiltelefone, Laptops und Bargeld sichergestellt. Die Callcenter befanden sich dabei in einer Wohnung, einem Einfamilienhaus und einem Hotelzimmer.

Nach den Angaben der Staatsanwaltschaft und Polizei aus Berlin wurden 20 Tatverdächtige festgenommen. Von diesen sollen Elf die Menschen angerufen haben. Die anderen Verdächtigen sollen weitere Aufgaben übernommen haben, etwa die Abholung von Geldern. Die Festgenommenen sollen zwischen 18 und 67 Jahren alt sein.

Was ist der Enkeltrick?

Der Enkeltrick ist eine perfide Betrugsmasche, die insbesondere ältere Menschen ins Visier nimmt. Die Täter rufen ihre Opfer an und geben sich weinerlich oder mit verstellter Stimme als naher Angehöriger – häufig Enkelkinder – aus. Sie erzählen von einer Notlage, etwa einem Unfall oder einer dringenden finanziellen Krise, und fordern ihre Opfer auf, hohe Geldsummen, Schmuck oder andere Wertgegenstände zur Lösung des Problems bereitzustellen.

Besonders perfide ist, dass die Täter gezielt auf Emotionen setzen, um ihre Opfer in eine Schocksituation zu versetzen und sie so zu schnellen Entscheidungen zu drängen. Um glaubwürdiger zu erscheinen, arbeiten die Täter oft in Teams: Ein angeblicher Polizist, Arzt oder Staatsanwalt übernimmt das Gespräch, um die Notlage zu untermauern und die Dringlichkeit der Übergabe von Wertgegenständen zu erhöhen. Die Betrugsmasche zählt zu den bekanntesten Formen des sogenannten „Schockanrufs“ und wird zunehmend von hochorganisierten kriminellen Banden durchgeführt.

So können Sie sich schützen

Um sich vor Betrug zu schützen, empfiehlt die Polizei:

  • Auch wenn auf dem Telefon steht, dass die Polizei sie mit der Nummer 110 anruft, muss dies nicht stimmen. Es gibt technische Möglichkeiten, diese Nummer und andere zu fälschen. Beenden Sie verdächtige Anrufe und rufen Sie selbst die Polizei unter 110 an.
  • Eine „Kaution“ zur Verhinderung einer Haft gibt es in Deutschland nicht. Das Wort Kaution weist daher auf einen Betrugsversuch hin.
  • Vereinbaren Sie Codewörter mit Angehörigen und engen Freunden. Das Wort sollte dabei nur einem eingeschränkten Personenkreis bekannt sein. Namen von Haustieren, Wohnorte oder Ähnliches eignen sich nicht. Nutzen sie ein Wort, das sie im Alltag eher nicht nutzen würden.
  • Lassen Sie sich aus dem Telefonbuch streichen, um weniger leicht auffindbar zu sein.

Der Erfolg des länderübergreifenden Einsatzes zeigt: Die konsequente Zusammenarbeit von Strafverfolgungsbehörden ist ein wirksames Mittel gegen den organisierten Enkeltrickbetrug. Weitere Ermittlungen laufen, und weitere Erfolge werden erwartet.

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Kurz & Bündig

Wie funktioniert der Enkeltrick?

Beim Enkeltrick geben sich Betrüger als Angehörige in Not aus, um Geld oder Wertgegenstände zu erschleichen. Meist als Enkel, daher auch der Name.

Was sind typische Betrugsszenarien?

Die Täter behaupten, eine hohe Kaution sei nach einem Unfall nötig oder täuschen andere Notlagen vor. So können sie sich schützen.

Wie unterstützt ISF-LUMEN den Kampf gegen den Enkeltrick?

Das EU-Projekt finanziert Aktionen und fördert den Austausch von Strategien zur Betrugsbekämpfung.

Welche Länder waren am Einsatz beteiligt?

Deutschland, Polen, Schweiz, Österreich, Slowakei, Luxemburg, Tschechien und Ungarn arbeiteten zusammen.

Wie viele Personen wurden festgenommen?

20 Personen im Alter von 18 bis 67 Jahren wurden während der Operation verhaftet.

Welche Callcenter wurden geschlossen?

In Polen wurden drei Callcenter ausgehoben, darunter eines in Warschau und eines in Posen.

Quellen:
Eigene Recherche – ONS
Gemeinsame Pressemitteilung: Länderübergreifender Einsatz zur Bekämpfung des Enkeltricks – Berlin.de

  1. https://isf-lumen.polizei-bw.de/[]

Von Oberstein News Service

Die Oberstein News Service (ONS) ist eine unabhängige Nachrichtenagentur, die sich auf aktuelle Berichterstattung, Hintergrundanalysen und investigative Recherchen spezialisiert hat. Seit ihrer Gründung bietet ONS eine breite Palette an Nachrichten aus Politik, Wirtschaft, Gesellschaft und Kultur.

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