Der palästinensische Terrorist Walid Daqqa ist im Gefängnis an Krebs gestorben, während er für seine Freilassung kämpfte. Dies bestätigte unter anderem die israelische Botschaft. Daqqa war ein Mitglied der Volksfront zur Befreiung Palästinas (PFLP) und wurde 1986 wegen seiner Beteiligung an der Entführung und Ermordung des israelischen Soldaten Moshe Tamam verurteilt.
Hussein Al Sheikh, Generalsekretär des Exekutivkomitees der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO), lobte Daqqas Einsatz für die palästinensische Sache. Die offizielle palästinensische Nachrichtenagentur Wafa bezeichnete ihn als „Freiheitskämpfer“. Sie berichtete, dass Daqqa nach „jahrelanger bewusster medizinischer Vernachlässigung durch die israelische Gefängnisverwaltung“ verstorben sei.
Israel bestreitet diese Vorwürfe und teilte mit, dass Walid Daqqa medizinische Betreuung erhalten habe. Obwohl Amnesty International die Versorgung kritisierte, mussten auch sie eingestehen, dass Daqqa im Krankenhaus behandelt wurde.
Mord an Moshe Tamam
Im Mai 1983 trat Moshe Tamam in die IDF ein und absolvierte dort seine Grundausbildung. Am 6. August 1984 fuhr Moshe in den Urlaub nach Hause, traf sich mit seiner Freundin und begleitete sie in ihr Haus in Tiberias. Am Abend fuhr er mit dem Bus von Tiberias nach Tel Aviv zurück. An der Station Beit Lid stieg er aus dem Bus und verschwand. Vier Tage später, am 10. August 1984, fand man seine Leiche. Sein Körper wurde teils entstellt. Die Untersuchungen der Militärpolizei und der Sicherheitskräfte ergaben, dass Moshe von Terroristen aus der Region Baka al-Garbiya entführt und ermordet wurde. Zu diesem Zeitpunkt war er 19 Jahre alt.
Tamams Mörder stachen ihm die Augen aus, verstümmelten seinen Körper und kastrierten ihn, bevor sie ihn in einen Olivenhain brachten und erschossen, wie es in damaligen Medienberichten hieß.
Verurteilung zur lebenslangen Haftstrafe
Im Jahr 1986 wurde Daqqa zu einer lebenslangen Haftstrafe ohne Bewährung verurteilt. 2012 wurde seine Strafe auf 37 Jahre reduziert, doch seitdem verlängerte sich seine Haft wegen des Schmuggels von Handys ins Gefängnis. Während seiner Zeit in israelischen Gefängnissen provozierte der altgediente Sicherheitshäftling einige öffentliche Kontroversen. 2015 enthüllte Walla, dass das Theaterstück „Die parallele Zeit“ im arabischsprachigen Al-Midan-Theater in Haifa, auf Daqqas Buch über das Leben von Sicherheitsgefangenen basierte. Das Stück löste zahlreiche Reaktionen in der israelischen Gesellschaft aus. Die Familie von Moshe Tamam führte eine Kampagne zur Absetzung des Stücks. Daqqa verfasste auch ein Kinderbuch im Gefängnis, was ebenfalls für Aufsehen sorgte. Während seiner Haft kämpfte er gegen den entschiedenen Widerstand von Tamams Familie um eine vorzeitige Entlassung.
Die Rolle von Amnesty
Amnesty International hat den Tod von Walid Daqqa, der für die Entführung, Kastration und Ermordung verurteilt war, als „herzzerreißend“ bezeichnet. Die Organisation beklagte seinen „endlosen Albtraum“. Nach seinem Ableben veröffentlichte die Menschenrechtsgruppe eine Pressemitteilung, in der sie Daqqa als „palästinensischen Schriftsteller“ bezeichnete. Weiterhin wies sie darauf hin, dass er mit 38 Jahren der am längsten inhaftierte palästinensische Gefangene in israelischen Gefängnissen war.
Walid Daqqa starb an Krebs, während er eine Haftstrafe für die Entführung und den Mord an dem 19-jährigen Israeli Moshe Tamam verbüßte. @amnesty_de, ihr haben eine beunruhigende Obsession, sadistische Mörder zu verherrlichen.
— Botschaft Israel (@IsraelinGermany) April 9, 2024
Wir sind schon gespannt auf Ihre nächste Hommage… pic.twitter.com/JM70BeDF4g
Erika Guevara-Rosas, leitende Direktorin für Forschung, Interessenvertretung, Politik und Kampagnen bei Amnesty International, sagte: „Es ist herzzerreißend, dass Walid Daqqa in israelischer Haft gestorben ist, trotz der vielen Forderungen nach seiner dringenden Freilassung aus humanitären Gründen, nachdem 2022 Knochenmarkkrebs diagnostiziert wurde und er seine ursprüngliche Strafe bereits abgesessen hatte.“
Daqqa behauptete, im Gefängnis ein Kind gezeugt zu haben, indem er seinen Samen herausschmuggelte und damit seine während seiner Haftzeit geheiratete Frau schwängerte. Daqqa sollte im März 2025 vorzeitig aus der Haft entlassen werden, hatte jedoch über seinen Anwalt einen entsprechenden Antrag gestellt, da sich sein Gesundheitszustand verschlechtert hatte. Dieser Antrag wurde jedoch abgelehnt.
Walid Daqqa war eine kontroverse Figur, die in den vergangenen Jahrzehnten im Kontext des israelisch-palästinensischen Konfliktes immer wieder in den Schlagzeilen stand. Hier sind einige zusätzliche Informationen über ihn:
- Hintergrund: Walid Daqqa wurde 1945 in Jenin im Westjordanland geboren. Er schloss sich der Volksfront zur Befreiung Palästinas (PFLP) an.
- Verurteilung und Inhaftierung: Im Jahr 1986 wurde Daqqa wegen seiner Beteiligung an der Entführung und Ermordung des israelischen Soldaten Moshe Tamam verhaftet und vor Gericht gestellt. Er wurde zu lebenslanger Haft verurteilt und verbrachte fast vier Jahrzehnte im Gefängnis.
- Freilassungsforderungen: Im Laufe der Jahre gab es immer wieder Forderungen nach Daqqas Freilassung. Insbesondere Amnesty International setzte sich für die Freilassung ein.
- Krankheit und humanitäre Aspekte: Daqqas Gesundheitszustand verschlechterte sich aufgrund seiner Krebsdiagnose. Seine Anwälte und Unterstützer argumentierten, dass er aus humanitären Gründen freigelassen werden sollte, um seine medizinische Versorgung außerhalb des Gefängnisses zu ermöglichen.
- Die EU und die USA führen die PFLP auf ihren Listen von Terrororganisationen.
Quellen:
WAFA (Achtung, diese Texte sind nicht neutral!)
Ill Palestinian freedom fighter Walid Daqqa dies in Israeli custody as a result of medical negligence (wafa.ps)
Israelische Botschaft
amnesty.org: Israel/OPT: Death in custody of Walid Daqqah is cruel reminder of Israel’s disregard for Palestinians’ right to life – Amnesty International
amnesty.de: Israel | Walid Daqqah | Knochenmarkkrebs | begnadigen | 11.03.2024 (amnesty.de)
Hinweis zur Schreibweise des Namens: Wir haben uns für die Schreibweise entschieden, wie sie bei WAFA verwendet wurde.