Das Bild zeigt die Silhouette einer Person, die einen Koffer in einem Flughafenterminal zieht. Im Hintergrund ist durch große Fenster ein Flugzeug zu sehen, das gegen einen hell erleuchteten Himmel fliegt. Diese Szene fängt die Essenz von Reisen und Bewegung ein, mit dem Kontrast zwischen der Ruhe der Person und der Bewegung des Flugzeugs. Luftfahrtbranche Flugstreichungen Symbolbild

Die deutsche Luftfahrtbranche steht nach eignen Aussagen vor einer ernsten Herausforderung: Gestiegene Kosten und die Erhöhung der Luftverkehrssteuer könnten im Winterflugplan zu einem drastischen Rückgang der verfügbaren Sitzplätze führen. Joachim Lang, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL), sagte der Tageszeitung Welt: „Die überhöhten Standortkosten werden uns im kommenden Winterflugplan vier Millionen Sitzplätze kosten“.

Steuererhöhung und erhöhte Gebühren als Hauptursache

Die Erhöhung der Luftverkehrssteuer, die im Mai in Kraft trat, war von der Bundesregierung als Maßnahme zur Erhöhung der Staatseinnahmen gedacht. Während die Einnahmen aus der Steuer 2022 bei 1,1 Milliarden Euro lagen, erwartet die Regierung für dieses Jahr etwa 1,5 Milliarden Euro. Für die kommenden Jahre rechnet sie mit zusätzlichen Einnahmen von rund 580 Millionen Euro jährlich.

Neben der Steuererhöhung kritisiert der BDL auch die verdoppelten Gebühren für Sicherheitskontrollen und Flugsicherung in Deutschland. Lang argumentiert, dass diese erheblichen Kostenunterschiede im Vergleich zu anderen Ländern dazu führen, dass Airlines ihre Flüge nach Deutschland überdenken. Besonders betroffen seien europäische Punkt-zu-Punkt-Airlines wie Easyjet, Ryanair und Wizz Air, die bereits ihr Angebot in Deutschland stark reduziert haben.

Belastungsmoratorium gefordert

Der BDL fordert daher ein „Belastungsmoratorium“, um die deutsche Luftfahrtbranche zu entlasten und die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Flughäfen zu erhalten. Jens Bischof, Präsident des BDL, wies darauf hin, dass die staatlichen Belastungen für den Luftverkehr in Deutschland seit 2020 nahezu verdoppelt hätten. Dies führe dazu, dass viele Airlines deutsche Flughäfen meiden und stattdessen günstigere Alternativen in Europa bevorzugen.

Ryanair hat bereits angekündigt, ihr Angebot an deutschen Flughäfen im Sommer 2025 um weitere zehn Prozent, entspricht etwa 1,5 Millionen Sitzplätze, zu reduzieren, wenn die hohe Steuer nicht zurückgenommen werde. Die Fluggesellschaft fordert auch eine Senkung der Flugsicherungsgebühren und einen Verzicht auf die geplanten Erhöhungen der Sicherheitskontrollgebühren.

Vorschläge zur Verwendung der Steuermehreinnahmen

Das Bild zeigt den BDL-Präsidenten Jens Bischof und den Hauptgeschäftsführer Dr. Joachim Lang (von links nach rechts), die nebeneinander stehen und Business-Anzüge tragen. 
Der Hintergrund besteht aus einer reflektierenden Glasfassade.

© BDL | Die Hoffotografen

Lang fordert zudem, dass die Einnahmen aus der erhöhten Luftverkehrssteuer für die Förderung alternativer Flugkraftstoffe verwendet werden, wie ursprünglich im Koalitionsvertrag vorgesehen. Er betont, dass zwei Milliarden Euro aus der Steuererhöhung ausreichen könnten, um den gesamten Luftfahrtsektor zu dekarbonisieren. Die Bundesregierung müsse lediglich die vorgesehenen Mittel bereitstellen, um die Branche auf einen nachhaltigeren Kurs zu bringen.

Erholung nach Corona

Laut BDL habe sich Passagierluftverkehr, nach den pandemiebedingten Einbrüchen, in Deutschland in den vergangenen Monaten weiter erholen können. Im ersten Halbjahr 2024 stiegen demnach 97 Millionen Passagiere an deutschen Flughäfen ein oder aus – was eine Steigerung von zehn Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum entspreche. Das Sitzplatzangebot erreichte 83 Prozent des Niveaus von 2019.

Trotz dieser Erholung bleibe Deutschland allerdings hinter der allgemeinen Entwicklung des europäischen Luftverkehrs zurück. Während das Sitzplatzangebot in Europa ohne Deutschland im ersten Halbjahr 2024 bereits 102 Prozent des Vor-Corona-Niveaus erreicht habe, sei die Erholung in Deutschland mit 83 Prozent langsamer. Besonders auffällig ist der Rückstand bei europäischen Punkt-zu-Punkt-Airlines wie Easyjet, Ryanair und Wizz Air, deren Angebot in Deutschland lediglich 71 Prozent des Vor-Corona-Niveaus ausmacht.

Auf europäischer Ebene sieht sich die Luftfahrtbranche durch das Klimaschutzpaket „Fit for 55“ benachteiligt. Das Paket sieht eine steigende Beimischung von nachhaltigen Kraftstoffen (SAF) vor, beginnend mit 2 Prozent im Jahr 2025. Obwohl SAF als Klimaschutzinstrument begrüßt wird, so BDL, sei es derzeit kostspielig und stelle eine zusätzliche Belastung für europäische Airlines dar, die Langstreckenflüge durchführen. Airlines, die außerhalb der EU umsteigen, profitieren von Kostenvorteilen, da sie SAF nur für einen kürzeren Teil der Strecke benötigen. Dies führt laut BDL zu Wettbewerbsnachteilen und verschiebe die Emissionen, statt sie zu reduzieren.

BDL-Präsident Bischof fordert daher eine wettbewerbsneutrale Überarbeitung des „Fit for 55“-Pakets, um diese Wettbewerbsverzerrungen zu vermeiden und die europäische Luftfahrtbranche nicht weiter zu benachteiligen.

Quelle:
Eigene Recherche
Artikel der Welt (im Text verlinkt)
Pressemitteilung BDL – Alarmierende Entwicklung im Luftverkehr: Rekordhohe Standortkosten lassen Deutschland im EU-Vergleich weiter zurückfallen – BDL

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