Organspende Symbolbild

Am 3. Juni ist der Tag der Organspende. Verbunden ist der Tag dieses Jahr mit dem Appell «Entscheide Dich». Am heutigen Donnerstag rufen Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) und die Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO) dazu auf, sich aktuell zu informieren und eine persönliche Entscheidung zu treffen.

Spende rettet Leben

Eine Organspende Leben rettet, dies sollte soweit bekannt sein. Doch die Spendenbereitschaft ist in Deutschland derzeit nicht groß ausgeprägt. Bundesweit warten zum jetzigen Zeitpunkt 8.500 Menschen auf eine solche lebensrettende Spende. Im vergangenen Jahr hatte die Anzahl der Spender*innen den niedrigsten Stand seit 2018 erreicht. 2022 gab es nur 869 Organspendende. Nur 2017 war die Anzahl in den vergangenen Jahren niedriger. Seit 2010 lässt sich jedoch allgemein eine eher abnehmende Entwicklung beobachten.

Offiziell wird der Tag durch Lauterbach und Karl-Josef Laumann, Minister für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen, eröffnet. Wegen der sinkenden Spendenzahl in den vergangenen Jahren ruft Karl Lauterbach zu einer persönlichen Entscheidung auf:
Nur so können Sie sicher sein, dass Ihr persönlicher Wille umgesetzt wird, Ihre Angehörigen von einer schweren Entscheidung entlastet werden und Sie die Chance haben, nach Ihrem Tod anderen Menschen zu helfen. Zeigen Sie Solidarität mit den Menschen auf den Wartelisten. Organspenden retten Leben, möglicherweise auch einmal das Ihrer Angehörigen, Freunde oder sogar Ihr eigenes.“

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Angehörige entscheiden sich oft gegen eine Spende

Sicherlich war diese Entwicklung auch ein Grund für das »Gesetz zur Stärkung der Entscheidungsbereitschaft bei der Organspende«. 2024 soll zudem das Online-Register zur Verfügung stehen, dort kann die Entscheidung für oder gegen eine Organspende hinterlegt werden. Ebenso lässt sich dort hinterlegen, ob man auch Gewebe spenden möchte. Hinterbliebene tun sich mit den Entscheidungen für oder gegen eine solche Spende schwer. Wer bereits zu Lebzeiten eine Entscheidung getroffen hat, entlastet damit in erster Linie seine Angehörigen. Im Zweifel neigen Angehörige eher zu einem Nein. Von nur 15 Prozent aller möglichen Spender*innen lagen 2022 eine schriftliche Erklärung vor. Ist der mutmaßliche Wille bekannt, so entscheiden immerhin 54 Prozent der Angehörigen sich für eine Spende. Wenn Angehörige jedoch nur selbst entscheiden mussten, entschieden sich fast 80 Prozent gegen eine Organspende.

Bisher zeigt sich durch Register in einigen Bundesländern, dass diese Art von Registern nur durch etwa die Hälfte der Menschen genutzt werden. Lauterbach mahnt deshalb an, auch über eine erneute Gesetzesänderung nachzudenken. Die Widerspruchslösung wurde von Lauterbach bereits mehrfach angeführt. Aktuell gilt man nur als Spender*in, wenn man zu Lebzeiten der Spende zustimmte oder die Angehörigen dies entscheiden. Bei der Widerspruchslösung wäre jeder Mensch automatisch für eine Organentnahme bereit, solange die Person nicht zu Lebzeiten widersprochen hat oder Angehörige. Laut Lauterbach seien wir es „denjenigen schuldig, die vergeblich auf Organspenden warten.“ Er sieht in dieser Lösung eine Chance für einen Paradigmenwechsel.

Eine solche Lösung dürfte das aktive Auseinandersetzten mit der Thematik fördern, darin sind sich viele Expert*innen einig. Dr. med. Axel Rahmel, medizinischer Vorstand der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO), sieht in einer solchen Lösung einen wichtigen Ansatz. Dennoch könne dies nur den gesetzlichen Rahmen schaffen. „Das Wichtigste ist, dass wir gemeinsam an einem Strang ziehen und das eigentliche Ziel nicht aus den Augen verlieren: die Patienten auf den Wartelisten“, sagte Rahmel.
Er forderte eine praktische Lösung fernab von „allen politisch oder ideologisch geprägten Debatten“.

Anzahl der Spenden auch dieses Jahr niedrig

In diesem Jahr gab es bisher nur 311 verzeichnete Organspender, so die Angabe der DSO von Januar bis April. Allgemein ist die Anzahl zwar deutlich über dem vergleichbaren Zeitraum im Jahr 2022, aber weiter abgeschlagen gegenüber den Jahren 2020 und 2021. Aktuell warten immer noch 8.500 Menschen auf eine Spende, welche ihr Leben retten würde. Viel zu selten wird über das Schicksal dieser Menschen gesprochen. Dieses Jahr konnte man 954 Menschen ein Organ transplantieren. Organspenden sind ein lebensrettendes Geschenk.

40 Jahre Tag der Organspende

Vor 40 Jahren wurde der Tag der Organspende durch Selbsthilfeorganisationen ins Leben gerufen, auch um den Menschen mit dem Tag symbolisch Danke sagen zu können. „Wir haben in Deutschland eine erfolgreiche Transplantationsmedizin und dennoch sterben an jedem Tag Patientinnen und Patienten, denen mit einer Transplantation hätte geholfen werden können. Jedes Organ zählt und kann für einen Menschen auf der Warteliste eine Entscheidung über Leben und Tod bedeuten“, erklärt Sandra Zumpfe, Vorstandsvorsitzende des Bundesverbands der Organtransplantierten (BDO).

Sandra Zumpfe weiß dabei genau, wovon sie redet. 2013 rettet ihr eine Herztransplantation ihr Leben, damals war sie 35 Jahre alt. Nur vier Jahre später war sie auf die Spende einer Niere angewiesen, welche sie von ihrem Mann erhielt.

Der Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach und NRW-Minister Karl Lauterbach eröffnen um 13 Uhr den offiziellen Teil des Programms. Auf dem Schadowplatz bietet die Infolounge Begegnungsmöglichkeiten mit Organempfänger*innen und Organempfängern, Angehörigen von Spender*innen. Anwesend sein werden außerdem Pflegekräfte sowie Vertreterinnen der Ärzteschaft.
Das Programm findet sich hier: www.tagderorganspende.de

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Von Steven Oberstein

Steven Oberstein oder auch besser bekannt unter dem Pseudonym OBIausHV ist freier Journalist und beschäftigt sich in letzter Zeit vor allem mit der Corona-Pandemie, ansonsten schreibt er über folgende Themen: Medienkritik, Gesundheit/Medizin (Coronavirus, Anthroposophie, Homöopathie), Politik und Technik.

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