Das Bild zeigt eine Person in einem weißen Kittel, die in einer Apotheke nach einem Produkt auf einem Regal greift. In der anderen Hand hält die Person ein Tablet. Apotheke Symbolbild

Die Apothekenlandschaft in Deutschland hat sich in den vergangenen zwei Jahrzehnten erheblich verändert, gekennzeichnet durch einen deutlichen Rückgang der Apothekenzahl. Dieser Artikel beleuchtet die vielfältigen Herausforderungen, denen Apotheken gegenüberstehen, einschließlich Lieferengpässen, finanziellen Zwängen, der Einführung von E-Rezepten und den sich wandelnden Rollen im Gesundheitswesen.

Im Jahr 2000 gab es 21.592 Apotheken, während es bis zum letzten Jahr nur noch 17.571 waren. Diese Entwicklung zeigt einen Rückgang um etwa 18,6 Prozent über diesen Zeitraum. Die Apothekenlandschaft in Deutschland zeigt sich vielfältig und unterliegt regionalen Unterschieden. Im Durchschnitt kommen etwa 21 Apotheken auf 100.000 Einwohnerinnen und Einwohner. Diese Verteilung variiert stark je nach Bevölkerungsdichte und geografischer Ausdehnung der Regionen. Dennoch ist die flächendeckende Versorgung mit Arzneimitteln gewährleistet. Eine Vielzahl von Faktoren hat zu diesem Rückgang beigetragen, darunter wirtschaftliche Herausforderungen für kleinere Apotheken, Veränderungen im Verbraucherverhalten und der zunehmende Wettbewerbsdruck durch Online-Apotheken.

Apothekenrückgang

Die Entwicklung der Apothenkenzahl in Deutschland zeigt einen kontinuierlichen Rückgang seit 2009, wobei sich dieser Trend seitdem beschleunigt hat. Im Jahr 2023 erreichte die Zahl der öffentlichen Apotheken mit 17.571 den niedrigsten Stand seit Ende der 1970er-Jahre. Dieser Rückgang wird durch mehrere Faktoren verursacht, darunter intensiver Wettbewerb zwischen den Apotheken sowie gesundheitspolitische Rahmenbedingungen, die Neueröffnungen erschweren.

Im vergangenen Jahr wurden lediglich 62 neue Betriebsstätten eröffnet, was die anhaltende Tendenz weiter unterstreicht. Besonders die steigenden gesundheitspolitischen Vorgaben und regulatorischen Anforderungen spielen hierbei eine entscheidende Rolle. Die Zahl der Schließungen ist in den vergangenen Jahren kontinuierlich angestiegen und erreichte 2023 mit 559 einen neuen Höchststand. Dies steht im deutlichen Kontrast zu den nur 62 neu eröffneten Betriebsstätten.

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Finanzielle Herausforderungen

Ein wesentliches Thema für Apothekeninhaberinnen und -inhaber ist die stagnierende Anpassung der Apothekenvergütung. Das Apothekenhonorar wurde zuletzt 2013 angehoben und hinkt anderen wirtschaftlichen Entwicklungen hinterher, was zu einer Verschlechterung der Erwartungen und Planungssicherheit führt. Insbesondere der erhöhte Apothekenabschlag im Jahr 2023 hat zu einer weiteren Belastung der wirtschaftlichen Situation beigetragen.

Das betriebswirtschaftliche Ergebnis der typischen Apotheke zeigt, dass rund 80 Prozent des durchschnittlichen Jahresumsatzes von 3,44 Millionen Euro für den Wareneinsatz aufgewendet werden. Allerdings gibt es hier eine große Streuung, da etwa 60 Prozent der Apotheken diesen Durchschnitt nicht erreichen. Kleinere und ländliche Apotheken sind besonders von wirtschaftlichen Herausforderungen betroffen, da sie oft mit niedrigeren Umsätzen und höheren Betriebskosten zu kämpfen haben.

Der Rohertrag, der nach Abzug der Wareneinsatzkosten verbleibt, muss dann für Personal- und weitere betriebliche Kosten verwendet werden. Im Jahr 2023 ist der Gewinn vor Steuern erneut deutlich zurückgegangen, hauptsächlich aufgrund von Kürzungen im Apothekenhonorar und dem Wegfall diverser coronabedingter Sondereffekte.

Für die typischen Apotheken, die sich in der Umsatzklasse zwischen 2,25 Millionen Euro und 2,50 Millionen Euro befinden, ergab sich ein durchschnittliches Betriebsergebnis von 104.000 Euro im Jahr 2023. Dieses liegt etwa 30 Prozent unter dem branchenweiten Durchschnitt. Diese Zahlen verdeutlichen die betriebswirtschaftlichen Herausforderungen, denen viele Apothekeninhaberinnen und -inhaber gegenüberstehen, insbesondere in Bezug auf die Rentabilität und finanzielle Stabilität ihrer Betriebe.

Lieferengpässe sind ein anhaltendes Problem

Lieferengpässe bei Arzneimitteln sind ein zunehmendes Problem, das die qualitativ hochwertige Arzneimittelversorgung gefährdet. Diese Engpässe betreffen unterschiedliche Wirkstoffe und sind zu einem der größten Ärgernisse im Apothekenalltag der letzten Jahre geworden. Sie führen dazu, dass Apotheken häufig Ersatzpräparate beschaffen müssen, was einen zeitlichen Mehraufwand bedeutet. Laut der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) geben etwa 62,2 Prozent der Apothekeninhaberinnen und -inhaber an, dass mehr als zehn Prozent der Arbeitszeit ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dafür aufgewendet werden muss.

Im Jahr 2023 trat das Lieferengpassgesetz („ALBVVG“) in Kraft, jedoch konnte in den ersten Monaten keine merkliche Verbesserung beim Auftreten und Management von Lieferengpässen in den Apotheken festgestellt werden, so die Bundesvereinigung.

E-Rezept in der Apotheke: Herausforderungen und Chancen

Die Einführung des E-Rezepts hat gemischte Reaktionen und auch Kritik hervorgerufen, primär seitens der Apothekenbetreiber. Ein zentraler Kritikpunkt ist die Sorge vor einer verstärkten Konkurrenz durch den Versandhandel von Arzneimitteln. Viele Apothekeninhaber befürchten, dass durch das E-Rezept der Markt für Online-Apotheken weiter wächst, da Patienten ihre Medikamente bequem von zu Hause aus bestellen können, ohne persönlich in die Apotheke zu gehen. Dies könnte langfristig zu Umsatzeinbußen in den stationären Apotheken führen, speziell für kleinere Betriebe, die möglicherweise nicht mit den großen Versandapotheken konkurrieren können.

Ein weiterer Kritikpunkt betrifft die technischen Herausforderungen und die Kosten für die Implementierung der Telematikinfrastruktur in den Apotheken. Die Anbindung an die Telematikinfrastruktur erfordert nicht nur Investitionen in die Hardware, sondern auch Schulungen für das Personal und regelmäßige Wartungskosten. Diese zusätzlichen Belastungen kommen zu einer Zeit, in der viele Apotheken bereits mit wirtschaftlichen Herausforderungen konfrontiert sind, wie dem steigenden Kostendruck und der stagnierenden Vergütung.

Zusätzlich gibt es Bedenken hinsichtlich der Sicherheit und des Datenschutzes bei der Übertragung sensibler Gesundheitsdaten über die Telematikinfrastruktur. Obwohl die gematik GmbH strenge Sicherheitsstandards festlegt, bleibt die Frage, ob diese ausreichend sind, um den Schutz der Patientendaten zu gewährleisten und vor möglichen Cyberangriffen zu schützen.

Trotz dieser Kritikpunkte gibt es auch positive Aspekte des E-Rezepts, wie die potenzielle Verbesserung der Versorgungsqualität durch schnellere und effizientere Abwicklung von Rezepten sowie die Möglichkeit, medizinische Daten digital zu verwalten und auszutauschen.

Die Rolle der Apotheken als Impfzentren

Seit 2020 dürfen Apothekerinnen und Apotheker in Deutschland unter spezifischen Voraussetzungen auch Impfungen durchführen. Diese Regelung wurde zunächst im Rahmen von Modellprojekten eingeführt und ist mittlerweile fester Bestandteil der Regelversorgung. Insbesondere Schutzimpfungen gegen das Grippevirus (Influenza) und das Coronavirus (SARS-CoV-2) werden in vielen Apotheken angeboten.

Die Akzeptanz und Nachfrage nach Impfungen in Apotheken ist hoch. Bereits mehrere hunderttausend Impfungen wurden in Apotheken durchgeführt, wobei sich Patientinnen und Patienten positiv über das niedrigschwellige Angebot äußern. Dieses Angebot trägt zur Verbesserung der Impfquote bei und ermöglicht eine flexiblere Versorgung der Bevölkerung, speziell in Regionen, in denen die ärztliche Versorgung eingeschränkt ist.

Die Grippeimpfungen in öffentlichen Apotheken haben stark zugenommen, von 5.600 Impfungen in der Saison 2021/2022 auf 97.200 Impfungen in der Saison 2023/2024. Auch die COVID-19-Impfungen haben eine wichtige Rolle gespielt, mit 134.800 Impfungen im Jahr 2023, obwohl dieser Wert im Vergleich zu 305.100 Impfungen im Jahr 2022 rückläufig war.

Die Schulung der Apothekerinnen und Apotheker für die Durchführung von Schutzimpfungen hat ebenfalls zugenommen. Von 706 im Jahr 2020 stieg die Zahl der geschulten Fachkräfte auf 8.462 im Jahr 2022 an.

Absatz von Homöopathie sinkt

Im Jahr 2021 wurden noch 25 Millionen Packungen homöopathischer Arzneimittel in deutschen Apotheken verkauft. Bis zum Jahr 2023 ist dieser Absatz auf 23 Millionen Packungen gesunken. Diese Entwicklung spiegelt einen anhaltenden Trend wider, der sich seit einigen Jahren abzeichnet. Trotz der langjährigen Beliebtheit von homöopathischen Mitteln bei einem Teil der Bevölkerung ist ein Rückgang der Nachfrage zu beobachten. Dies könnte auf eine zunehmende Skepsis gegenüber der Wirksamkeit und wissenschaftlichen Evidenz solcher Präparate zurückzuführen sein, die in der öffentlichen Diskussion und in wissenschaftlichen Kreisen intensiv debattiert wird.

Trotz des Rückgangs der abgegebenen Packungen um etwa eine Million bleibt der Umsatz bei homöopathischen Arzneimitteln stabil, was auf höhere Preise oder eine Verschiebung zu teureren Produkten innerhalb dieser Kategorie hinweisen könnte. In den Jahren 2022 und 2023 lag der Umsatz in den Apotheken bei 300 Millionen Euro.

Die homöopathischen Prinzipien widersprechen den Grundlagen der evidenzbasierten Medizin, die darauf abzielt, medizinische Interventionen auf Basis von soliden wissenschaftlichen Beweisen zu empfehlen. In zahlreichen Studien konnte keine signifikante Wirksamkeit homöopathischer Mittel über den Placebo-Effekt hinaus nachgewiesen werden.

Zudem wird die Praxis kritisiert, dass homöopathische Mittel häufig als Alternativen zu evidenzbasierten medizinischen Behandlungen angepriesen werden, was zu Verzögerungen bei der Anwendung wirksamer Therapien führen könnte und das Risiko für Patienten erhöht, notwendige medizinische Interventionen zu versäumen.

Abschläge an die Gesetzliche Krankenversicherung

Bei der Abgabe von rezeptpflichtigen Arzneimitteln müssen Apotheken Abschläge an die Gesetzliche Krankenversicherung (GKV) leisten. Derzeit beträgt der Abschlag 2,00 Euro inklusive Mehrwertsteuer pro abgegebener Packung zulasten der GKV. Dieser Abschlag verringert das effektive Apothekenhonorar und stellt somit eine finanzielle Belastung für die Apotheken dar. Die Gesamtkosten für die Apotheken durch diese Abschläge belaufen sich auf mehr als eine Milliarde Euro pro Jahr.

Insbesondere mit der Einführung des GKV-Finanzstabilisierungsgesetzes im Jahr 2022 wurde der Abschlag von 1,77 Euro auf 2,00 Euro erhöht, um die finanzielle Stabilität der GKV zu unterstützen. Durch die Erhöhung des Abschlags sollten zusätzliche Einnahmen generiert werden, um die Kosten zu decken. Dies hatte jedoch direkte Auswirkungen auf die finanzielle Lage der Apotheken, da ihre Einnahmen pro abgegebener Packung entsprechend reduziert wurden. Laut ABDA seien die Sachkosten, etwa Personal und Energiekosten, deutlich stärker gestiegen als die Vergütung.

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Quellen:
Eigne Recherchen
ABDA – Allgemeiner Deutscher Apothekerverband e.V.

Von Steven Oberstein

Steven Oberstein oder auch besser bekannt unter dem Pseudonym OBIausHV ist freier Journalist und beschäftigt sich in letzter Zeit vor allem mit der Corona-Pandemie, ansonsten schreibt er über folgende Themen: Medienkritik, Gesundheit/Medizin (Coronavirus, Anthroposophie, Homöopathie), Politik und Technik.

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