Ein Notizbuch mit dem Wort symbolid oben drauf. | Symbolbilder Journalismus Symbolbild

Ein Blick auf unsere journalistischen Beiträge zeigt oft das auffällige Label „Symbolbild“. Doch warum kennzeichnen wir Bilder als solche? Die Antwort liegt in einem klaren Selbstverständnis und der Einhaltung ethischer Grundsätze, insbesondere des Pressekodex. Hier bei obiaushv.de, einem kleinen, aber engagierten Team, möchten wir die Hintergründe transparent machen. Bilder sind im Journalismus nicht nur Informationsvermittler, sondern auch Aufmerksamkeitserzeuger. In diesem Kontext beleuchten wir die Bedeutung von Symbolbildern, ihre Funktionen und warum ihre klare Kennzeichnung nicht nur eine ethische Verpflichtung ist, sondern auch zur Glaubwürdigkeit und Transparenz der journalistischen Arbeit beiträgt.

Grundsätzlich gibt es genau zwei Gründe, warum wir das machen:
Selbstverständnis und Pressekodex.

Doch holen wir erst einmal etwas weiter aus, damit klar wird, worauf wir uns hier bei obiaushv.de beziehen und wie wir Journalismus verstehen. Klar sollte auch sein, dass wir ein kleines Team sind und das auch Auswirkungen auf die Bebilderung der Artikel hat. Allerdings geht es bei der Markierung der Bilder als Symbolbild mehr als um eine Sparmaßnahme – dazu gleich mehr.

Bilder im Journalismus

Im Journalismus spielen Bilder eine wichtige Rolle, um Nachrichten und Geschichten visuell zu vermitteln. Gerade in Seiten des Online-Journalismus sind Bilder auch bei texthaltigen Inhalten wichtig geworden. Einerseits werden Inhalte mit Titelbildern oft geklickt und andererseits nützt es den Seiten bei der Optimierung für die Suchmaschinen. Bilder sollten dabei jedoch nie als Lockmittel dienen. Vielmehr geht es darum, bestimmte Themen zu repräsentieren.

Im optimalen Fall hat man nicht nur einen Text, sondern auch das passende Bild. In der Regel haben Fotografien im Journalismus nicht nur die Aufgabe, Informationen zu vermitteln, sondern auch zu illustrieren oder Aufmerksamkeit zu erzeugen.1 Nicht immer ist jedoch beides gleich wichtig. Es lohnt sich nicht für alle Thematiken extra Bilder anzufertigen. Für eine Änderung von Gesetzten im Bundestag schickt man nicht immer einen Fotografen oder eine Kollegin aus der Redaktion los. Diese Themen lassen sich oftmals auch ohne ein Bild über die jeweilige Abstimmung behandeln. Bucher und Blum identifizieren sechs unterschiedliche Funktionen von Bildern: die beschreibende, die organisatorische, die interpretierende, die dokumentarische, die dekorative und die symbolische Funktion.2

Bei verschiedenen Veranstaltungen, wie Gedenkveranstaltungen, ist es jedoch von Vorteil Fotos anzufertigen. Gerade bei Demonstrationen haben wir das in der Vergangenheit bereits öfter gemacht. Hier ist es oft auch wichtig, Stimmungen einzufangen und mit den Beteiligten reden zu können. Bei einigen bundesweiten Demonstrationen gegen Rechts bzw. gegen Rechtsextremisten waren wir anwesend.

Symbolbild in der Berichterstattung

Leider ist es jedoch auch bei wichtigen Themen nicht immer möglich anwesend zu sein, weil die Entfernung etwa zu groß ist oder es unerwartet passierte. Als Beispiel dienen hier primär Verbrechen. Etwa beim Artikel Kindstötung in Twistringen – „Leben mit Behinderung ersparen?“ konnten wir keine Fotografie am Ort des Verbrechens aufnehmen. Am Ende wäre das Bild für den Artikel auch nicht wichtig gewesen. Mit der Mutter hätten wir ohnehin nicht sprechen können und Hinterbliebene oder Nachbarn wollen wir so kurz nach der Tat nicht weiter belasten. Auch Trauer nutzen wir nicht aus. Andere Medien tun dies bedauerlicherweise.

Unser Artikel beschäftigte sich jedoch mehr mit der medialen Berichterstattung, auch wenn die Recherche zur Tat selbstverständlich erfolgte. Kontakt hatten wir dazu mit der zuständigen Dienststelle der Polizei. Das gewählte Bild zeigt zwei Polizeiautos und beinhaltet die Markierung Symbolbild. Wichtig ist: Symbolbild oder Symbolfoto werden in der Presse als Synonyme verwendet. Die Kennzeichnung von Bildern als Symbolbilder ist wichtig, um Transparenz und Integrität in der journalistischen Berichterstattung zu wahren.

Es ist notwendig, Bilder als Symbolbilder zu kennzeichnen, wenn sie nicht direkt mit dem spezifischen Inhalt des Artikels in Verbindung stehen, sondern lediglich eine allgemeine Stimmung oder ein abstraktes Konzept darstellen. Symbolbilder werden oft gewählt, um die Leser visuell anzusprechen, können jedoch mehrdeutig sein und sollten daher klar als repräsentativ, aber nicht wortwörtlich verstanden werden.

Es ist besonders sinnvoll, Bilder als Symbolbilder zu kennzeichnen, wenn die Bildauswahl nicht den tatsächlichen Ereignissen entspricht oder wenn es nicht möglich ist, authentisches Bildmaterial zu verwenden. In manchen Fällen könnte das gewählte Bild zwar das Thema veranschaulichen, aber nicht das genaue Geschehen zeigen. Hier hilft die Kennzeichnung als Symbolbild, Missverständnisse zu vermeiden.

Presskodex SYMBOLFOTO

Der Pressekodex ist ein ethischer Leitfaden für Journalisten und Medienunternehmen, der in vielen Ländern als Richtlinie für die journalistische Berichterstattung dient. Er legt Standards und Prinzipien fest, die die Qualität, Unabhängigkeit und ethische Verantwortung der Presse sicherstellen sollen. Der Pressekodex enthält Regeln und Leitlinien zu Themen wie Wahrhaftigkeit, Objektivität, Privatsphäre, Diskriminierung und Korrektheit in der Berichterstattung. Journalisten und Redakteure verwenden den Pressekodex als Referenz, um sicherzustellen, dass ihre Arbeit den höchsten journalistischen Standards entspricht und das Vertrauen der Öffentlichkeit in die Medienintegrität aufrechterhalten wird.

Kurz gesagt und vereinfacht bildet der Pressekodex die Richtlinien für Journalisten, man könnte sagen fast so etwas wie eine Verfassung für die Presse. Nichtüberall gilt jedoch der Pressekodex. Die Selbstverpflichtungserklärung hat Vor- und Nachteile. Eine Jahresgebühr muss je nach Größe des Mediums entrichtet werden, jedoch mindestens 100 € für reine Onlinemedien und bei Herausgabe von E-Papern erhöht sich der Betrag auf mindestens 750 €.

ONLINEMEDIEN

PRINTMEDIEN UND E-PAPER

Jedoch empfiehlt es sich generell am Pressekodex zu orientieren, wenngleich man die Selbstverpflichtungserklärung nicht unterzeichnet hat. Im Kodex (Ziffer 2) heißt es: „Symbolfotos müssen als solche kenntlich sein oder erkennbar gemacht werden.“ Was diese sind, wird unter 2.2 auch benannt3:

„SYMBOLFOTO
Kann eine Illustration, insbesondere eine Fotografie,
beim flüchtigen Lesen als dokumentarische Abbildung
aufgefasst werden, obwohl es sich um ein Symbolfoto handelt, so ist eine entsprechende Klarstellung
geboten. So sind

  • Ersatz- oder Behelfsillustrationen (gleiches Motiv
    bei anderer Gelegenheit, anderes Motiv bei gleicher Gelegenheit etc.)
  • symbolische Illustrationen (nachgestellte Szene,
    künstlich visualisierter Vorgang zum Text etc.)
  • Fotomontagen oder sonstige Veränderung
    deutlich wahrnehmbar in Bildlegende bzw. Bezugstext
    als solche erkennbar zu machen.“

Gemäß dem deutschen Pressekodex werden Ersatz- oder Behelfsillustrationen sowie symbolische Illustrationen klar differenziert. Die Richtlinie 2.2. im deutschen Pressekodex verdeutlicht die Bedeutung des Symbolfotos und die damit verbundene Komplexität im Hinblick auf die Wahrung der journalistischen Sorgfaltspflicht. Sie ist die einzige Stelle im Pressekodex, die speziell auf bildbezogene Themen eingeht.

Wie kennzeichnet man solche Bilder?

Der Text ist sehr eindeutig, doch nicht immer werden die Bilder gut gekennzeichnet. Am Anfang haben auch wir überlegt, wie markiert man das Bild? Nach einigen Überlegungen haben wir uns entschieden, die Bilder selbst zu kennzeichnen und dies nicht nur optisch.

Am auffälligsten ist für die meisten Menschen die Kennzeichnung direkt auf den Bildern. So stellen wir sicher, dass die Bilder auch bei den sozialen Medien oder bei Google News als Symbolbild gekennzeichnet werden. Zusätzlich wird die Bildunterschrift als Symbolbild im Alt-Text wiedergegeben, der dazu dient, die Bilder zu beschreiben. Dies ist speziell für blinde oder sehbeeinträchtigte Personen von Bedeutung. Somit wollen wir erreichen, dass möglichst alle Menschen das Symbolbild erkennen können.

Was nützt das?

Für uns ist die Transparenz gegenüber der Leserschaft entscheidend. Journalisten sollten ihre Leser darauf hinweisen, wenn Bilder aufgrund von technischen Einschränkungen, Datenschutzproblemen oder anderen Gründen nicht die genaue Szene widerspiegeln. Symbolbilder können auch dann sinnvoll sein, wenn der Zugang zu authentischem Bildmaterial eingeschränkt ist.

Insgesamt trägt die klare Kennzeichnung von Symbolbildern dazu bei, die Glaubwürdigkeit der journalistischen Arbeit zu erhalten und die Leser über die Auswahl und den Kontext der visuellen Elemente in einer Nachrichtengeschichte aufzuklären.

Erst kürzlich erreichte uns Lob für die Kennzeichnung, was uns in der Redaktion doch überraschte. Wir sehen dies als Selbstverständlichkeit an, aber dennoch freuten uns die lobenden Worte von mehreren Menschen. Es zeigt auch, dass die Arbeit wahrgenommen wird. Manche sehen uns in dieser Position sogar als Vorbild. Querdenkenwatch sprach dabei sogar von einem „innovativen Ansatz, um Symbolbild-Kontroversen zu vermeiden“.

Über die Worte mussten wir doch noch einige Zeit nachdenken. Vor allem, weil es eine Verpflichtung aus dem Pressekodex ist, solche Bilder zu kennzeichnen und zum anderen zu unserem Selbstverständnis des Journalismus gehört. Eine Nachahmung empfehlen wir hiermit deutlich. Es verhindert nicht nur Diskussionen, sondern informiert die Leserschaft deutlich. Wir sind für eine informierte Leserschaft. Transparenz ist manchmal mit mehr Arbeit verbunden, jedoch ist die Mehrarbeit hier kaum der Rede wert. Eine ordentliche Quellenangabe verbraucht hier aus weit mehr Zeit.

Quellen: Im Text angegeben und eigene Recherche

  1. Schicha 2019: Seite 23 | Schicha, Christian: Bildethik – normative Ansprüche an visuelle Diskurse im Spannungsfeld zwischen Theorie und Praxis, in: Schwender, Clemens; Cornelia Brantner; Camilla Graubner; Joachim von Gottberg (Hrsg.): Zeigen Andeuten Verstecken. Bilder zwischen Verantwortung und Provokation, Köln [Halem] 2019[]
  2. Blum/Bucher 1998: Seite 64 | Blum, Joachim; Hans-Jürgen Bucher: Die Zeitung: ein Multimedium: Textdesign – ein Gestaltungskonzept für Text, Bild und Grafik. Konstanz [UVK-Medien] 1998[]
  3. Pressekodex – Presserat[]

Von Steven Oberstein

Steven Oberstein oder auch besser bekannt unter dem Pseudonym OBIausHV ist freier Journalist und beschäftigt sich in letzter Zeit vor allem mit der Corona-Pandemie, ansonsten schreibt er über folgende Themen: Medienkritik, Gesundheit/Medizin (Coronavirus, Anthroposophie, Homöopathie), Politik und Technik.

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