Carola Javid-Kistel Symbolbild

Zum Update 13:08

Die homöopathische Ärztin und bekannte Impfgegnerin Carola Javid-Kistel muss sich vor Gericht verantworten. Die Anklage wirft ihr vor, unzulässige Atteste ausgestellt zu haben, um Menschen von der Maskenpflicht zu befreien. Zudem soll sie für zwei Kinder Atteste ausgestellt haben, damit diese ohne die eigentlich vorgeschriebene Masernimpfung in die Kita gehen konnten. Die Staatsanwaltschaft erhebt auch Vorwürfe der Volksverhetzung und Beleidigung gegen sie.

Beleidigung von Polizisten und Relativierung des Holocaust?

Während Demonstrationen und einer Durchsuchung ihrer Arztpraxis in Duderstadt soll Javid-Kistel Polizisten als „Schmeißfliegen“ und „Dillgurken“ beleidigt haben. Weiterhin war man ihr Aussagen bei einer Kundgebung vor zwei Jahren in Herzberg vor, dort soll sie laut Staatsanwaltschaft Folgendes gesagt haben: „Es ist ein Jahrhundertverbrechen. Es ist schlimmer als der Holocaust, was hier abläuft. Es werden mehr Leute sterben als beim Holocaust.“

Die Staatsanwaltschaft wertet diese Aussagen als Volksverhetzung. Die Angeklagte bestritt vorab unzulässige Atteste ausgestellt zu haben, wie das Gericht mitteilte. Am heutigen Montag überraschte sie jedoch mit einem Geständnis. Sie gab zu, in 16 Fällen unrichtige Gesundheitszeugnisse (Maskenbefreiungsatteste) ausgestellt zu haben. Diese Atteste wurden zwischen April 2020 und März 2021 herausgegeben. Laut Staatsanwaltschaft ging es dabei um sogenannte Blankoatteste, welche mit einem Praxisstempel versehen waren und offenbar von den Nutzern zu Hause selbst ausgefüllt werden sollten.

Verurteilung (Update)

Mittlerweile ist das Urteil gesprochen. Die Ärztin Carola Javid-Kistel erhielt eine Bewährungsstrafe von einem Jahr und zwei Monate. Zusätzlich muss sie an das Göttinger Kinder- und Jugendhospiz Sternenlichter 1.000 Euro zahlen. Die Verteidigung und die Staatsanwaltschaft einigten sich für den Fall eines Geständnisses auf das geringe Strafmaß, so der Vorsitzende Richter.

Die Ärztin zeigte sich während der Verhandlung besorgt um ihre Approbation. Eine Erklärung wollte sie jedoch gegenüber verschiedenen anwesenden Journalisten nicht abgeben. Aus datenschutzrechtlichen Gründen wollte die Ärztekammer Niedersachsen keine Stellungnahme abgeben.

Über ihren Telegram Kanal werden weiterhin Verschwoerungsmythen geteilt, unter anderem weiterhin zur Corona-Thematik, allerdings auch Inhalte zu Chemtrails und die allgemeine Ablehnung von Impfungen. Werbung erfolgt auch für die pseudomedizinische Methode 5 biologische Naturgesetze (5BN). Hinter 5BN steht eine Abspaltung der Anhängerschaft der Germanischen Neuen Medizin (GNM) des vermeitlichen Wunderheilers Ryke Geerd Hamer. Dort wird unter anderem die Selbstheilung bei Krebs propagiert. Infektionen oder Ansteckungen gibt es laut den „5 biologischen Naturgesetzen“ nicht. Mit anderen Worten würden Bakterien oder Vieren nicht zu einer Ansteckung führen. Letztlich geht es hier mehr um eine Glaubenslehre, welche nicht an einfach biologische Fakten interessiert sind.

Flucht nach Mexiko

Ursprünglich sollte der Prozess vor zwei Jahren beginnen, doch Javid-Kistel setzte sich nach Mexiko ab. Im Dezember letzten Jahres wurde sie bei der Einreise nach Zürich mit einem europäischen Haftbefehl festgenommen und nach Deutschland ausgeliefert. Gegen die Zahlung einer Kaution von 30.000 Euro und unter Meldepflicht kam sie wieder auf freien Fuß. Mit einem Urteil wird noch diese Woche gerechnet.

Die Szene der Corona-Leugner und „Querdenker“ warben fürs Spenden zur Finanzierung des Prozesses für Javid-Kistel. Organisiert wurde dies von dem als „Ärztehilfswerk WEIßER KRANICH“ bezeichnet Vereinigung. Welche bereits in der Vergangenheit um Gelder für die Finanzierung von Prozessen aufrief. Es handelt sich dabei jedoch nicht um klassische Spenden. Bei Überweisungen sollen die Menschen unbedingt „Schenkung für Dr. Carola Javid- Kistel“ angeben.

Das sogenannte Ärztehilfswerk ist dabei eine Partnerorganisation von „Ärzte stehen auf“, jener Gruppe von Ärzten, welche schon mehrfach mit fragwürdigen Aussagen zu Impfungen auffiel. Die Schutzwirkung des Corona-Impfstoffes wurde von der Organisation nur als gering bezeichnet und nur „bei alten Menschen und solchen mit Risikofaktoren für einen schweren Verlauf könnte eine eventuell vorhandene Schutzwirkung der Impfung überwiegen“. Eine Aussage, welche nicht zu halten ist. Als vermeintliche Beweise gab man Studien an, jedoch meist unvollständig, falsch oder ohne Gewichtung der Aussagen.

Bei einer Gesamtzahl von 64,9 Millionen Menschen in Deutschland, die bis April des vergangenen Jahres mindestens einmal gegen Corona geimpft wurden, wurden lediglich 467 Anträge auf Anerkennung eines Schadens durch die Corona-Impfung bundesweit anerkannt, von insgesamt 11.827 gestellten Anträgen. Besonders in Deutschland werden pro 100.000 geimpften Menschen vielmehr vermeintlich Impfschäden gemeldet. Diese Meldungen können dabei jedoch auch von Privatpersonen ohne medizinischen Hintergrund erfolgen.

Javid-Kistel gab an, aufgrund „politischer Verfolgung“ mit schweren posttraumatischen Belastungsstörungen und Angststörungen in Mexiko bleiben zu müssen. Ihr geplanter Aufbau eines „Heilkundeprojekts für Impfgeschädigte aus Deutschland“ scheiterte an finanziellen Schwierigkeiten. Es bleibt unklar, warum sie in die Schweiz geflogen war, wo ein Haftbefehl auf sie wartete. Zuvor kündigte sie an: „Ich werde definitiv erst zurückkehren, wenn diese Generalamnestie erlassen wurde.“ Erst daraufhin erfolgte der europäische Haftbefehl im Kontext des anstehenden Prozesses.

Schon seit Langem als Impfgegnerin tätig

Laut der »Arte«-Dokumentation „Impfgegner – Wer profitiert von der Angst“ war Carola Javid-Kistel auf mehr als 100 Demonstrationen als Rednerin präsent. Doch schon davor war die Ärztin ist in der Szene der Impfgegner keine Unbekannte. Seit 1998 betrieb sie bis zu ihrer Flucht eine homöopathische Privatpraxis. In Duderstadt betreibt sie einen impfgegnerischen „Elternstammtisch für Impfaufklärung“ des Levana Verbunds, einer Initiative deutscher Impfgegner. Die Gruppierung wurde von vom Impfgegner Rolf Kron gegründet. Zusammen mit diesen engagierte sie sich seit der Covid-19-Pandemie immer stärker gegen die Maßnahmen der Regierung und gegen die Schutzimpfungen gegen Covid-19.

Carola Javid-Kistel erklärte die Corona-Impfstoffe als „biologische Waffen der fünften Generation“, die gezielt eingesetzt würden, um „den größten Völkermord aller Zeiten umzusetzen“. In emotionalen Worten berichtete sie unter Tränen, dass ihr Sohn sich habe impfen lassen.

Ausstellung von falschem Attest

Im Dezember 2021 wurde ein Patient von Carola Javid-Kistel, Thomas Brauner, vom Amtsgericht Hannover zu zwei Monaten auf Bewährung und 150 Stunden gemeinnütziger Arbeit verurteilt (nicht rechtskräftig). Der Grund dafür war ein falsches Maskenattest, das ihm von der Ärztin ausgestellt worden war. Mit einem „Gib Gates keine Chance!“-Button und ohne Maske erschien die damals 55-Jährige vor Gericht als Zeugin. In der Patientenakte gab es keine Anhaltspunkte oder gar Beweise für eine schwerwiegende Vorerkrankung. Eine Rechtfertigung für eine Befreiung der Maskenpflicht gab es somit nicht.

Entwurmungsmittel gegen Corona

Trotz ihrer Bedenken gegenüber Impfungen befürwortete Carola Javid-Kistel Experimente mit dem giftigen Desinfektionsmittel Chlordioxid. Im Gegensatz zur Impfung fehlen hier jegliche Gutachten zur Wirksamkeit und Verträglichkeit sowie eine offizielle Zulassung. Zudem sprach sie sich für die Anwendung des Entwurmungsmittels Ivermectin aus.

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