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Columbia University im Brennpunkt: Protestbewegung und Sicherheitsbedenken fordern Universitätsführung heraus.

Columbia University: Proteste, Sicherheitsbedenken und antisemitischer Hass

Columbia University Symbolbild

An der Columbia University nimmt die Spannung immer weiter zu. Bereits seit einigen Tagen blockieren Studenten die Universität und legen den Lehrbereich förmlich lahm. Manche Medien sprechen dabei von propalästinensischen Demonstrationen, doch dieser Tenor ist oft falsch.

Ein Text zwischen Hamas-Freunden, Wut und Protest.

Grundsätzlich ist der Protest in zwei unterschiedlichen Gebieten aktiv, einmal auf dem Campus und der Protest abseits des Geländes. Während die Studierenden hauptsächlich auf dem Campus protestieren und andere Aktivisten diesen nicht einfach so betreten dürfen, gibt es abseits des Campus einen viel lauteren und auch aggressiveren Protest. Beide Gruppen haben zwar Überschneidungen, aber man sollte sie dennoch getrennt voneinander betrachten. Die Universität ließ die Studierenden bisher eher gewähren, was bereits zur Umstellung auf einen reinen Online-Lehrbetrieb führte.

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Das Protestcamp verweigert die Auflösung

Mitten auf dem Campus wurde ein Camp für den Protest eingerichtet. Kürzlich gab es den Aufruf zum Räumen der Wiese, auch aus Sicherheitsgründen. Unter anderem wurden Auflagen der New Yorker Feuerwehr nicht eingehalten. Universitätspräsidentin Dr. Minouche Shafik warnte die Studierenden und forderte sie zum Dialog auf. Ihr Einsatz zeigte jedoch keine Wirkung.

Eine Gruppe, welche die Demonstranten vertritt, erklärte sich nicht weiter an den Verhandlungen zu beteiligen. Am Montag kam es bereits zur Festnahme von 133 Menschen im Kontext der Proteste rund um die Universität. Bis Mitternacht galt eine Frist für weitere Verhandlungen. Falls es zu keiner Verhandlung kommen sollte, müsse die Universität „Optionen für die Räumung des Westrasens und die Wiederherstellung der Ruhe auf dem Campus in Betracht ziehen“ auch damit die Studierenden „das Semester beenden und ihren Abschluss machen können“, so Minouche Shafik.

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Die Gruppe Columbia University Apartheid Divest – eine Koalition propalästinensischer Studierendengruppen – erklärte daraufhin, erst an Verhandlungen teilzunehmen, wenn die Regierung eine schriftliche Zusage gebe, dass das „NYPD oder die Nationalgarde nicht auf“ die Studierenden loslassen werde. Durch den Protest und der voraussehbaren Eskalation wurde der Fernunterricht für den Rest des Semesters verlängert.

Jüdische Studierende sorgen sich um ihre Sicherheit

Jüdische Studierende machten auf den wachsenden Antisemitismus im Kontext der Proteste aufmerksam. Rund um den Campus der Columbia University kam es immer wieder zu antisemitischen Aussagen und offenen Gewaltaufforderungen. Teils wurde der Terrorangriff der Hamas am 7. Oktober verherrlicht. Selbst US-Präsident Biden äußerte sich am Montag besorgt und verurteilte „die antisemitischen Proteste“.

Laut der Zeitung »New York Post« wurde eine Anzeige wegen Hassverbrechens aufgegeben. Ein Student berichtete, er sei mit einem Stein am Kopf getroffen worden, während er eine israelische Flagge getragen haben will. Shai Davidai, ein Professor an der Columbia University, der offen seine Unterstützung für Israel bekundet, gab an, vom Campus verbannt worden zu sein und dass sein Zugangsausweis „deaktiviert“ wurde. Ein Video auf X, ehemals Twitter, zeigt, dass er am Zutritt zur Uni gehindert wird.

Vor einem Ausschuss des US-Kongresses verteidigte Dr. Shafik die Bemühungen, den Antisemitismus auf dem Campus zu bekämpfen. Spannungen auf dem Campus seien „von Personen ausgenutzt und verstärkt worden, die nicht mit der Columbia verbunden und auf den Campus gekommen sind, um ihre eigenen Ziele zu verfolgen“. 13 Studierende und zwei Lehrkräfte sind aktuell suspendiert, der Grund dafür sei „nicht statthaftes Verhalten“.

Forderung nach Waffenstillstand und Embargo

Neben einem Waffenstillstand fordern die Demonstranten auf dem Campus die Beendigung der Zusammenarbeit mit Universitäten in Israel, zudem sollen die US-Hilfen für Israel eingestellt werden. Von der eigenen Universität verlangt man die Offenlegung, ob und mit welchen „kriegsrelevanten“ Unternehmen man zusammenarbeite. Daneben gab es jedoch auch generelle Aufrufe zum Boykott israelischer Unternehmen oder Unternehmen, welche Verbindungen mit Israel hätten.

Sprechers des Repräsentantenhauses fordert Absetzung von Shafik

Am Mittwoch zeigte sich der Sprecher des Repräsentantenhauses, Mike Johnson, er forderte in einer Rede die Absetzung der Universitätspräsidentin Shafik. Mit der Reise nach New York wolle er den Anstieg des Antisemitismus auf dem Campus der Universitäten hervorheben. Nach seiner Einschätzung habe die Führung der Universität versagt.

„Als Sprecher des Repräsentantenhauses verpflichte ich mich heute, dass der Kongress nicht schweigen wird, wenn von jüdischen Schülern erwartet wird, dass sie um ihr Leben rennen und vor Angst zu Hause bleiben“, sagte Johnson. Sicherlich erwartete der Sprecher des Repräsentantenhauses Unterstützung von den anwesenden Studenten. Stattdessen gab es lautstarke Buhrufe und Zwischenrufe. Einige bezeichneten den Auftritt als Einmischung in Universitätsangelegenheiten. Viele sehen jedoch eher den Versuch, die Proteste für den bevorstehenden Wahlkampf zu nutzen.

Auch an anderen Universitäten gibt es Proteste

Auch an der New York University (NYU) versammelten sich Hunderte Demonstranten. Montags löste die New Yorker Polizei eine Demonstration an der NYU auf. Zuvor forderte die Universität die Teilnehmenden zum Verlassen des Geländes auf, was jedoch keinen Erfolg brachte. Die Universitätsleitung beschuldigte die Gruppe, die Schulbarrikaden durchbrochen zu haben, und charakterisierte ihr Verhalten als „unordentlich, störend und feindselig“. Auch hier seien es vor allem Demonstranten ohne Verbindungen zur Universität, welche zu einer Eskalation beitragen.

Sicher halber hat die Harvard University den Zugang für die Öffentlichkeit zum Campus bis Freitag geschlossen. Am Montag errichteten propalästinensische Studenten entlang der US-Westküste „Solidaritätscamps“ an der University of California in Berkeley und an der California State Polytechnic University in Humboldt. Die Cal Poly schloss den Campus aufgrund der „gefährlichen und volatilen Situation“ bis mindestens Mittwoch.

Ungezügelter Hass: „Tötet alle Juden“

Rund um den Protest an den Universitäten sammelten sich auch weitere Gruppen, welche teils ganz offen die Taten der Hamas verherrlichen und offen skandieren „Tötet alle Juden“ oder „Den 7. Oktober noch 10.000 Male“.1 Der Rahmen des Protestes gegen Israel oder seiner Regierung wird genutzt, um Hass gegen Juden ausleben zu können. Häufig sind es nicht die Studierenden selbst, die Hass verbreiten, doch nicht immer setzen sie sich aktiv gegen diese Akteure zur Wehr.

Gerade abseits des Campus wird der Protest deutlich hässlicher geführt, aber auch auf dem Geländer der Universität kam es zu teils aggressiven Einschüchterungsversuchen. Ein Beispiel ist ein Vorfall vom Montag, welcher durch die Journalistin Neria Kraus öffentlich gemacht wurde. Das Video, so Kraus, würde zeigen: Was passierte, als jüdische Studenten auf dem Campus kamen. Der Student sagte ihr: „Wir haben kein Wort gesagt. Mein Freund trug eine Halskette mit einem jüdischen Stern. Plötzlich waren wir umzingelt, sie umringten uns und bedrohten uns.

Im Video sagt einer der Demonstranten, welcher scheinbar eine führende Position hat (zumindest brachte er alle dazu, seine Wörter lautstark zu wiederholen): „Wir haben Zionisten, die das Camp betreten haben.“ Daraufhin forderte er die Demonstranten auf, eine menschliche Kette zu bilden. Im Verlauf drängte man die beiden Personen aus dem Camp.

Auch auf dem Campus der Columbia University gibt es Bedrohungen

Auch wenn die Proteste auf dem Campus oft gemäßigt sind, trifft das nicht immer zu. Ein Video auf X, ehemals Twitter, zeigt eine Person mit einem Schild, auf dem steht: “Al-Qassams nächstes Ziel”, mit einem Pfeil, der auf eine Gruppe jüdischer Gegendemonstranten zeigt. Die Al-Qassam-Brigaden sind eine militärische Unterorganisation der palästinensisch-islamistischen Terrororganisation Hamas und gelten wie diese als terroristische Organisation.

Man muss also kein Genie sein, um zuerkennen, dass die Person den Tod dieser Menschen fordert. Das Video ist auf dem Campus aufgenommen worden. Trotz der eher mäßigen Bildqualität sieht man die Sonnenuhr mit ihren Symbolen, sowie die Treppe. Im Hintergrund kann man ebenso die Häuser erkennen. Wer uns nicht traut, kann dies gerne selbst nachprüfen: South Lawn – Google Maps.

Fazit

Die Lage an den US-Universitäten bleibt angespannt. Antisemitismus lässt sich nicht nur mit der Lupe finden, sondern wird recht offen zur Schau gestellt. Jüdische Studenten fühlen sich angesichts der Lage sicherlich nicht an allen Universitäten willkommen. Gewiss gibt es auch Demonstranten, die sich für Frieden einsetzen und nicht die Abschaffung Israels befürworten. Bedauerlicherweise scheint es jedoch selbst in den USA kaum den Willen zu geben, sich deutlich von den Gruppen zu distanzieren, die die Vernichtung Israels oder die Tötung von Juden gutheißen.

Quellen:

Eigene Recherche und Gespräche
Columbia University, NYU (Press Office)
CampusJewHate
Shai Davidai
NYPD, FDNY
New York Post (erwähnt im Text)
White House (Press Office)

Weiteres Material:

  1. „Kill all the Jews“ , „October 7th 10,000 more times“ / As Columbia anti-Israel encampment endures, Jewish students horrified by ‘Judenrein’ campus | The Times of Israel[]

Von Steven Oberstein

Steven Oberstein oder auch besser bekannt unter dem Pseudonym OBIausHV ist freier Journalist und beschäftigt sich in letzter Zeit vor allem mit der Corona-Pandemie, ansonsten schreibt er über folgende Themen: Medienkritik, Gesundheit/Medizin (Coronavirus, Anthroposophie, Homöopathie), Politik und Technik.

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