Das Bild zeigt eine Schlafstätte für eine obdachlose Person unter einer Brücke oder in einem überdachten Bereich. Es gibt eine Matratze mit Decken und Kissen, die auf dem Boden liegt1. Daneben stehen einige persönliche Gegenstände, darunter eine Kiste, eine Flasche und ein paar Kleidungsstücke. Im Hintergrund sind verschiedene Gegenstände auf einem Sims abgestellt1. Rechts im Bild sind ein zusammengeklappter Stuhl und eine zusammengerollte Matte zu sehen. Symbolbild Mehr als 500.000 Wohnungslose in Deutschland

In Deutschland leben mehr als 500.000 Menschen ohne feste Bleibe. Das geht aus dem aktuellen Wohnungslosenbericht der Bundesregierung hervor, der Anfang 2024 veröffentlicht wurde. Die Zahlen zeigen nicht nur einen deutlichen Anstieg im Vergleich zu vor zwei Jahren, sondern werfen auch ein Schlaglicht auf die komplexen Ursachen und Folgen von Wohnungslosigkeit in der Bundesrepublik.

Die dramatischen Zahlen im Überblick

Laut Bericht waren Anfang 2024 rund 439.500 Menschen in der Wohnungsnotfallhilfe untergebracht. Weitere etwa 60.400 kamen bei Angehörigen, Freunden oder Bekannten unter, während rund 47.300 Menschen auf der Straße oder in Behelfsunterkünften lebten. Nach Bereinigung von Doppelerfassungen ergibt sich eine Gesamtzahl von rund 531.600 Menschen.

Besonders auffällig ist die Altersstruktur der Betroffenen: Menschen ohne jegliche Unterkunft sind im Durchschnitt 43 Jahre alt, während diejenigen in Notunterkünften oder die bei Bekannten, Familie und Freunde untergekommen sind, deutlich jünger sind. Männer sind mit knapp zwei Dritteln der Betroffenen überproportional vertreten.

Wohnungslosigkeit bringt laut dem Bericht häufig schwere soziale und gesundheitliche Probleme mit sich. Viele Betroffene berichten von Krankheiten, Diskriminierung oder Gewalterfahrungen. Für viele sei Wohnungslosigkeit ein langfristiger Zustand, aus dem sie kaum ausbrechen könnten, so die Autoren des Berichts.

Nationaler Aktionsplan bis 2030

Um das Problem anzugehen, hat die Bundesregierung im April 2024 einen Nationalen Aktionsplan verabschiedet. Ziel ist es, bis 2030 jedem Menschen in Deutschland eine eigene Wohnung zu ermöglichen. Bauministerin Klara Geywitz betonte, dass Wohnungslosigkeit kein rein städtisches Phänomen sei und viele Ursachen habe, darunter steigende Mietpreise, mangelnder sozialer Wohnungsbau und persönliche Schicksalsschläge.

„Mit dem Nationalen Aktionsplan gegen Wohnungslosigkeit hat der Bund daher den Weg geebnet, abgestimmt mit den Ländern, Kommunen und der Zivilgesellschaft, die Herausforderung der Bekämpfung der Obdachlosigkeit langfristig anzugehen“, erklärte Geywitz. Der Bund will bis 2028 über 20 Milliarden Euro in den sozialen Wohnungsbau investieren, um dringend benötigten bezahlbaren Wohnraum zu schaffen.

Starker Anstieg durch ukrainische Flüchtlinge

Der aktuelle Bericht verdeutlicht zudem, dass der starke Anstieg der Wohnungslosenzahlen teilweise auf die Einbeziehung ukrainischer Geflüchteter zurückzuführen ist. Knapp 137.000 Ukrainer (Aufenthaltsgewährung zum vorübergehenden Schutz nach § 24 Aufenthaltsgesetz (AufenthG)), die in Flüchtlingsunterkünften untergebracht sind, wurden erstmals in die Statistik aufgenommen.

Auch die Zahl der Menschen, die auf der Straße oder in provisorischen Unterkünften leben, ist stark gestiegen: Anfang 2024 waren es 47.300 Menschen, im Vergleich zu 37.400 zwei Jahre zuvor. Dieser Zuwachs sei jedoch teils auf eine unzureichende Erfassung in der Vergangenheit zurückzuführen, so der Bericht.

Ein vielschichtiges Problem mit dringendem Handlungsbedarf

Der Wohnungslosenbericht zeigt, dass Wohnungslosigkeit in Deutschland ein vielschichtiges und wachsendes Problem ist. Neben akuten Maßnahmen wie der Schaffung von mehr bezahlbarem Wohnraum fordern Experten eine langfristige Unterstützung für Betroffene, um soziale und gesundheitliche Folgen zu lindern.

Mit dem Nationalen Aktionsplan hat die Bundesregierung zwar erste Weichen gestellt, doch ob die ambitionierten Ziele bis 2030 erreicht werden können, bleibt abzuwarten. Klar ist: Ohne eine gemeinsame Anstrengung von Bund, Ländern, Kommunen und der Gesellschaft wird die Zahl der Wohnungslosen kaum sinken – und das soziale Gefüge in Deutschland weiter belastet werden.

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Kurz & Bündig

Was sind die Hauptursachen für Wohnungslosigkeit?

Steigende Mietpreise, fehlender sozialer Wohnungsbau und persönliche Schicksalsschläge zählen zu den häufigsten Ursachen.

Wie viele Menschen leben aktuell ohne Wohnung in Deutschland?

Anfang 2024 waren es über 531.600 Menschen, laut Bericht der Bundesregierung.

Welche Rolle spielen Geflüchtete bei den aktuellen Zahlen?

Die Einbeziehung von rund 137.000 ukrainischen Geflüchteten hat die Statistik maßgeblich beeinflusst.

Was beinhaltet der Nationale Aktionsplan gegen Wohnungslosigkeit?

Ziele sind unter anderem Investitionen in sozialen Wohnungsbau und die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum bis 2030.

Wie wird die Wohnungslosigkeit langfristig bekämpft?

Langfristige Maßnahmen umfassen den Ausbau des sozialen Wohnungsbaus, Präventionsprogramme und gezielte Hilfen für Betroffene.

Quellen:
Eigene Recherche (ONS)
Wohnungslosenbericht der Bundesregierung
BMWSB – Startseite – Bundesregierung beschließt Wohnungslosenbericht 2024

Von Oberstein News Service

Die Oberstein News Service (ONS) ist eine unabhängige Nachrichtenagentur, die sich auf aktuelle Berichterstattung, Hintergrundanalysen und investigative Recherchen spezialisiert hat. Seit ihrer Gründung bietet ONS eine breite Palette an Nachrichten aus Politik, Wirtschaft, Gesellschaft und Kultur.

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